"Die Pandemie beschleunigt die Veränderung und die Digitalisierung. Infineon gehört zu den Unternehmen, die aus der Krise gestärkt hervorgehen werden", erklärte Aufsichtsratschef Wolfgang Eder am Donnerstag bei der - erstmals digitalen - Hauptversammlung des Infineon-Konzerns. Infineon adressiere die richtigen Themen und sei eines der zukunftsträchtigsten Unternehmen Europas, sagte Eder. Für das zurückliegende Geschäftsjahr 2019/2020 schlugen Vorstand und Aufsichtsrat nach einem um 58 Prozent gesunkenen Gewinn von 368 Millionen Euro eine Senkung der Dividende um fünf Cent auf 22 Cent je Aktie vor. Die Verringerung sei den Unsicherheiten der Pandemie geschuldet, erklärte Eder den Aktionären.
Zweitstärkste Kursperformance im DAX
Der Kurs der Infineon-Aktie sei seit der HV vor einem Jahr allerdings um 121 Prozent gestiegen und sie sei die Aktie mit der zweistärksten Wertentwicklung im DAX, sagte Finanzvorstand Sven Schneider. Vorstandsvorsitzender Reinhard Ploss sprach von einer "respektablen Dividende" nach 8,6 Milliarden Euro Umsatz, sowie 1,2 Milliarden Euro Segmentergebnis, was eine 13,7-Prozent Ergebnis-Marge bedeute. "Es dürfte nicht viele Unternehmen geben, die in der größten Krise die größte Akquisition der Unternehmensgeschichte umsetzen", hob Pluss für Übernahme von Cypress hervor, das 850 Millionen Euro zum Umsatz beisteuerte. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Schneider 10,8 Milliarden Euro Umsatz und eine Segmentergebnis-Marge von 17,5 Prozent. Langfristig soll sie über 19 Prozent betragen.
Neue Vergütungsordnung
Auf die weitere Zuschärfung des Halbleiter-Konzerns auf Nachhaltigkeit zielt eine der HV ebenfalls vorgelegte neue Vergütungsordnung für den Vorstand. Bei den variablen Vergütungsanteilen werden längerfristige Ziele stärker gewichtet, bei diesen würden "20 Prozent auf Umwelt, Soziales und Governance, also Nachhaltigkeit" ausgerichtet sein, so Eder. "Marktkonform" erhöht würden Ausschuss-Sitzungsgelder der Aufsichtsräte. Für das ausgesteckte Ziel, Infineon bis 2030 CO2-neutral aufzustellen, kündigte Ploss eine Energieumstellung des Werkes in Malaysien an, sowie den Stromverbrauch aller europäischen Werke zu 100 Prozent mit grünzertifiziertem Strom zu decken. Infineon wolle "eine grünere und bessere Zukunft erreichen". Den über 48.000 Mitarbeitern von Infineon, dankte Ploss mit einem "Hut ab für hervorragende Leistungen" im schwierigen Zeiten.
Frau als fünfter Vorstand
In Richtung Diversität geht eine Erweiterung des Vorstandes. Für das zum 15. April 2021 neu geschaffene Vorstandsressort des Chief Digital Transformation Officers (CDTO) hat der Aufsichtsrat Constanze Hufenbecher bestellt. Sie war bereits von 2004 bis 2009 bei Infineon, zuletzt war sie Finanzvorstand der Lufthansa-Technik. Sie wolle "das enorme Potenzial der digitalen Transformation bestmöglich ausschöpfen", stellte sie sich vor. Der Vertrag von Finanzvorstand Schneider wurde um fünf Jahre verlängert.
Villacher Werk im Kostenplan
COO Jochen Hanebeck bekräftigte die vorzeitige Inbetriebnahme der neuen 300-Millimeter-Wafer-Fabrik in Villach. Trotz des vorverlegten Starts "mit Septemberquartal" würden keine zusätzlichen Kosten entstehen, Investitionen des nächsten Jahres würden aber zeitlich vorgezogen. Insgesamt investiert Infineon im laufenden Geschäftsjahr 1,2 Milliarden Euro.
Erwarten 10,8 Milliarden Euro Umsatz, Seg-Erg-Marge von 17,5 Prozent.
Adolf Winkler