Roboterwagen fahren durch die Halle, liefern Bauteile, bedienen andere Maschinen. Hoch automatische Fabriken sind bereits heute keine Seltenheit mehr. Je schneller die Datenübertragung, desto mehr lässt sich automatisieren. Und hier kommen die modernen Mobilfunknetze mit 5G ins Spiel.
"Vor allem die Zuverlässigkeit der Verbindung ist für Anwendungen in der Industrie entscheidend", sagt Rudolf Pichler. Er leitet die Smart-Factory an der TU Graz. Hier können Unternehmen sich vom Zusammenspiel von 5G und Fertigungsmaschinen wie CNC-Fräsen oder Roboterarmen überzeugen. Die Technologie werde auch dabei helfen, die Hardware-Anforderungen an Maschinen zu senken. "Damit ein Lieferroboter seine Umgebung erkennt, muss die ganze Rechenpower direkt am Gerät verbaut sein", sagt Franz Haas. Er leitet das Institut für Fertigungstechnik an der TU. Künftig geht das dank 5G über die Cloud. So sinken auch die Kosten für die Roboter.
Die beiden Uni-Professoren waren maßgeblich an der Entwicklung dieser 5G-Testfabrik beteiligt, die Anfang April offiziell eröffnet wird. "Das Ziel war, dass nicht nur große Konzerne sich schon heute mit den Chancen von 5G auseinandersetzen können, sondern auch kleinere Firmen", erklärt Haas. Denn mit Fortschreiten der Technologie werden auch diese Maschinen künftig billiger und auch für kleine Unternehmen leistbar.
Mobilfunker in Aufruhr
Damit diese Technologie den Durchbruch schafft, müssen allerdings die 5G-Netze flächendeckend ausgebaut sein. Und Österreich hat mit der sehr günstigen Vergabe der nötigen Frequenzen den Mobilfunkern die Investition in den Ausbau maßgeblich erleichtert. Ein Umstand, den die drei Geschäftsführer von A1, Magenta und Drei auch würdigen.
Dennoch sei der Ausbau nun gefährdet, erklären Marcus Grausam (A1), Andreas Bierwirth (Magenta) und Rudolf Schrefl (Drei) unisono. Der Grund: Das neue Telekommunikationsgesetz. Besser gesagt der Entwurf des Selbigen. Die Mobilfunker sehen dadurch die 5G-Strategie gefährdet, ebenso wie das Ziel, Österreich zu einem 5G-Vorreiterland zu machen.
Schrefl führt dabei die Kritikpunkte aus. So war ursprünglich geplant, dass die Mieten für Sendemasten auf öffentlichen Grund deutlich sinken. "Die Miete für einen Mast in Wien ist dreimal so hoch wie in Hamburg", erklärt Bierwirth. Der nächste Punkt ist die Frage der Haftung beim Verlegen von Glasfaser-Leitungen. Dieses sind für den Ausbau des 5G-Netzes notwendig. Hier sollen die Telekomfirmen künftig stärker in die Pflicht genommen werden. Auch bei Änderungen im Recht für Verbraucher oder bei der Finanzierung von öffentlichen Aufgaben sehen sich die Mobilfunker nun benachteiligt.
Milliardeninvestitionen wackeln
"Wir investieren gerne, aber wir brauchen dafür gute Rahmenbedingungen", sagt Schrefl. Magenta-Chef Bierwirth wird deutlicher: "Bisher hat Österreich im T-Mobile-Konzern stets Zusagen für hohe Investitionen bekommen. Kommt das Gesetz in dieser Fassung, wird sich der Konzern überlegen, ob das Geld nicht besser in Polen investiert wäre."
Auch Ausbauverpflichtungen vor allem in ländlichen Regionen würden dann wohl nicht eingehalten werden. Bis 2023 sollte dank 5G Breitband nahezu flächendeckend verfügbar sein. Bis 2025 sogar in hohen Geschwindigkeiten. "Wenn wir diese Fristen nicht einhalten, gehen auch Förderungen verloren", erläutert Drei-Chef Schrefl. Das würde die Kosten des Ausbaus weiter erhöhen und Investitionen in Österreich unattraktiv machen.
Der Auftritt der drei Netzbetreiber ist ein Schuss vor den Bug für die zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger. Dennoch hoffen sie bei dem angekündigten Stakeholder-Prozess zu dem Gesetzesentwurf einiges klären zu können.
Roman Vilgut