Jetzt scheint angesichts der Verzweiflung in der Hotel- und Gastrobranche auch der Obfrau des Fachverbandes Hotellerie langsam der Kragen zu platzen. Susanne Kraus-Winkler: „Die Überbrückungen funktionieren nicht mehr, uns fliegen unfassbar viele Probleme um die Ohren.“ Das größte: Den Betrieben gehe gerade definitiv das Geld aus.
Dabei könnte es längst Linderung geben, immerhin hat ja die EU den Rahmen für Coronahilfen drastisch erhöht. Nur fehlt die Richtschnur in Österreich, wie sie auf den Boden gebracht werden sollen. Deshalb bekommt nun auch Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) von der Kammerfunktionärin sein Fett ab. Denn das Ministerium ist verantwortlich für die notwendige neue Verordnung und muss diese auch noch von Brüssel absegnen lassen. Kraus-Winkler: „Keiner weiß im Moment, wie es funktionieren wird.“
Am kommenden Dienstag gibt es auch einen Termin im Gesundheitsministerium. Die Branche mit 220.000 Mitarbeitern fordert dort eine „Perspektive“ ein, einen Fahrplan, wann man wo in kleinen Schritten bei höchsten Sicherheitsstandards sowie Mitarbeiter- und Gästetestungen wieder öffnen könne.
"Großhotellerie blutet gerade völlig aus"
Die Probleme in Tirol und die Sorge vor den Mutationen dürften kein Grund sein, konkrete Planungsschritte zu unterlassen, mahnt Kraus-Winkler sinngemäß im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. „Insbesondere die Großhotellerie blutet gerade völlig aus,“ so Kraus-Winkler. „Da ist im November das letzte Geld geflossen, weil die unter die 800.000-Euro-Deckelung gefallen sind.“ Hart ins Gericht geht sie auch mit dem AMS und der staatlichen Corona-Finanzierungsagentur Cofag. Sie untermauert die Kritik mit drastischen Beispielen. Ein Hotelier mit 300 Mitarbeitern habe das gesamte Kurzarbeitsgeld nicht erhalten, weil er für einen IT-Mitarbeiter, der das Unternehmen verlassen hatte, einen neuen anstellte und sich die Lohnsumme veränderte. „Die Denkweise Vorschrift ist Vorschrift“ ortet sie auch bei der Cofag. Dort gebe es viele Probleme im Zusammenhang mit Betriebsübergaben, Umgründungen oder den Berechnungsgrundlagen, wenn ein Hotel wegen Renovierung Ende 2019 null Umsatz hatte.
Do&Co-Chef Attila Doudan fordert angesichts der schlimmen Lage unbürokratische und massive Hilfen. „Es müssen auch noch viel mehr staatliche Garantien hergegeben werden“, sagt er.
In der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) sind die Hoffnungen, dass bald aufgesperrt werden könnte, indes sehr gering. Lockerungen werden frühestens für Ostern erwartet.
Claudia Haase