Im Fall Gamestop nutzten Kleinanleger Apps wie RobinHood oder TradeRepublik, weil dort keine Gebühren anfallen. Warum gibt es diese Zusatzkosten bei Banken wie der Züricher Kantonalbank Österreich?
Hermann Wonnebauer: Es ist sehr gut, dass es solche Apps gibt, die mehr Menschen den Einstieg in Aktien erleichtern. Nur muss man als Anleger dort sehr genau wissen, was man will. Bei einer Bank gibt es Beratung und Aufklärung. Es wird geprüft, wie gut sich der Kunde im Finanzbereich auskennt. Und es gibt ein Risikomanagement. Bei einer App weiß niemand, was mit den Aktien geschieht, wenn es dort einen Stromausfall gibt.
Oder ob die App nicht einfach den Handel mit bestimmten Aktien sperrt, wie mit Gamestop bei RobinHood. Was ist da eigentlich passiert?
Leerverkäufe oder Short Sells sind das Gegenteil von Anlegen. Man will, dass der Kurs fällt. Viele Österreicher kennen das vom Frankenkredit. Das war auch ein Leerverkauf. Man hat Franken ausgeborgt und verkauft, in der Hoffnung, dass der Kurs des Franken fällt und man billiger zurückkaufen kann. Bei Aktien sind solche Short Sells öffentlich. So wurde eine Gruppe darauf aufmerksam, dass es viele Short-Positionen bei Gamestop gab. Hedgefonds ist es gleich gegangen, wie vielen Frankenkreditnehmern. Sie mussten teuer zurückkaufen.
War das ein Triumph für die Kleinanleger?
Nicht wirklich. Es macht wirtschaftlich keinen Sinn, teuer Aktien von einem Unternehmen zu kaufen, dem es eigentlich schlecht geht. Denn Short-Seller sind echte Profis. Wenn die auf fallende Kurse setzen, sind sie überzeugt, dass die Firma weniger wert ist. Gewonnen haben hier nur die, die am Höchststand verkauft haben. Alle anderen haben verloren.
Dann haben diese Trading-Apps also doch ihre Tücken?
Trading-Apps senken die Hemmschwelle vor allem für junge Menschen und das ist gut. In wenigen Minuten ist die App installiert und man kann loslegen. Das Problem: Es fehlt das Wissen über Finanzmärkte. Klar kann man auch ohne Führerschein Auto fahren. Man ist dann aber kein guter Verkehrsteilnehmer.
Was muss man also beachten, wenn man mit Aktien beginnt?
Man soll vor allem nicht immer auf Kurse schauen. Wer eine Wohnung kauft, überprüft auch nicht jeden Tag, wie sich der Wert der Immobilie entwickelt. Das geht gar nicht. Bei Aktien schon. Und wenn der Kurs um einen Euro fällt, ärgert man sich. Das ist kein guter Zugang. So kann das Auf und Ab beim DAX einem die Stimmung ruinieren. Aktien sollte man langfristig kaufen. Auf zehn bis zwanzig Jahre macht man eigentlich immer Gewinn.
Roman Vilgut