Viel Druck übte der Handel aus, damit er nach sechswöchiger Zwangspause wieder öffnen darf. Am Montag ist es so weit. Nicht nur aber sperren Geschäfte auf, sondern es steht einer der größten Abverkäufe überhaupt bevor. Besonders der Mode- und Elektronikhändler rufen die große Schnäppchenjagd aus. „Wir haben gar keine andere Wahl“, verweist Rainer Trefelik, Bundesobmann des Handels in der Wirtschaftskammer, auf neueste Daten der Statistik Austria. Dort steht schwarz auf weiß, warum bei Modehändlern die Stimmung im Keller ist. Ihr realer Umsatz sank 2020 um mehr als 22 Prozent.

„Es ist ein Dilemma“, unterstreicht Trefelik. „Es ist Februar, wir sind am Ende einer Saison und die Lager sind noch voll mit Waren für Herbst und Winter.“ Man müsse Platz für die Frühjahrs- und Sommerkollektionen schaffen. Und brauche Geld in den Kassen. Die Rabattschlacht tobt zwar längst auch auf den Onlinekanälen, den stationären Handel ersetze dies aber nicht.

Einerseits wünscht man sich viele Kunden ab Montag, andererseits weiß man um gesundheitliche Risiken. Die Händler, so Trefelik, seien auf die Maßnahmen eingeschworen: FFP2-Maske, zwei Meter Abstand und 20 Quadratmeter je Kunde (im Lebensmittelhandel gelten weiter 10 Quadratmeter). „Es wird dazu kommen, dass sich Menschen vor Geschäften anstellen“, so Trefelik. Nachsatz: „Anstellen vor den Skiliften funktioniert ja auch.“

Zehntausende Produkte preisreduziert

Dem Elektronikhandel geht es besser als dem Modesektor, dennoch trommelt Mediamarkt den „Super Sale“ mit Zehntausenden preisreduzierten Produkten. Seit 31. Jänner gilt er online, ab Montag auch in den Märkten. Inklusive eines Hygiene- und Sicherheitskonzeptes, das neben Maskenpflicht und Abstandsregeln strikte Einlasskontrollen durch digitale Systeme und Securitymitarbeitern vorsieht. Der Chef des Handelsverbandes, Rainer Will, erwartet, dass dem Handel weiterhin bis zu 300 Millionen Euro Umsatz pro Woche verloren gehen. Die Kundenfrequenz werde wegen der Einschränkungen und der geschlossenen Gastronomie viel niedriger sein als in Vorkrisenzeiten.

"Anspannung ist vielerorts greifbar"

Den Umstand, dass die Gastronomie noch nicht öffnen darf, führt auch Franz Rattenegger als erschwerenden Aspekt ins Treffen. „Gerade in den Innenstädten sorgt das für schwächere Frequenz“, so der Murtaler Schuhhändler und Gremialobmann für Mode- und Freizeitartikel. Dennoch sei nach wochenlangem Lockdown Vorfreude und Hoffnung zu verspüren, „aber auch die Anspannung ist vielerorts greifbar“. Denn sollten die Infektionszahlen wieder stärker nach oben zeigen und es neuerlich zur Schließung kommen, „wäre das eine Katastrophe für uns, weil dann vor allem ab März verkaufsstarke Wochen folgen“. Man werde alles dafür tun, um „die Sicherheitsmaßnahmen in allen Geschäften einzuhalten, denn für uns geht es jetzt um jeden Cent, wir brauchen Umsätze“. Daher rechnet auch Rattenegger mit kräftigen Rabatten, „die Lager sind noch voll, die Händler brauchen Liquidität“.

"Preisscharfte Tage" gibt's auch heuer

Die Kehrseite: Die Deckungsbeiträge im Modehandel sind ohnehin niedrig, bei hohen Rabatten rutsche man schnell unter den Einstandspreis. Die traditionellen Aktionstage, die „preisscharfen Tage“ im heimischen Handel, die sonst stets am ersten Februar-Wochenende als eine Art Saisonschluss veranstaltet werden, wird es übrigens auch heuer geben, „Wir haben sie auf die Tage zwischen 18. und 20. Februar verschoben.“