Amazon-Chef Jeff Bezos zieht sich im dritten Quartal als Chef des Onlineriesen zurück. Dies teilte das Unternehmen am Dienstag in Seattle mit. Sein Nachfolger als CEO werde Andy Jassy, Leiter des boomenden Cloud-Geschäfts, werden. Bezos werde sich auf den Posten des Verwaltungsratsvorsitzenden zurückziehen. Der 57-jährige Top-Manager gründete Amazon 1994 und baute das Unternehmen vom Online-Buchgeschäft zum Billionen-Konzern auf.

"Derzeit ist Amazon so innovativ wie noch nie zuvor, weswegen das der beste Zeitpunkt für die Übergabe ist", begründete Bezos seinen Schritt. Als geschäftsführender Vorsitzender des dem Vorstand übergeordneten Verwaltungsrats wird er auch nach seinem Rücktritt weiterhin großen Einfluss im weltgrößten Onlinehändler ausüben.

Andy Jassy löst Jeff Bezos als CEO von Amazon ab
Andy Jassy löst Jeff Bezos als CEO von Amazon ab © By JD Lasica - CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=99516502

"Ich hatte noch nie mehr Energie"

In einem Memo an die Amazon-Mitarbeiter erklärte Bezos, dass es bei seiner Entscheidung nicht darum gehe, sich in den Ruhestand zu verabschieden. "Ich hatte noch nie mehr Energie", betonte der Konzernchef. In seiner zukünftigen Rolle als Verwaltungsratschef wolle Bezos seine Energie und Aufmerksamkeit auf neue Produkte und Initiativen ausrichten. Außerdem gewinne er so mehr Zeit für andere Projekte wie seine Stiftungen, seine Raumfahrtfirma, den SpaceX-Konkurrenten Blue Origin oder die Zeitung "The Washington Post", die in seinem Privatbesitz ist.

Mit einem geschätzten Vermögen von 188 Milliarden Dollar (155,58 Mrd. Euro) ist Bezos derzeit dem "Bloomberg Billionaires Index" zufolge der zweitreichste Mensch der Welt. Bereits im November hatte Bezos Aktien seines Unternehmens im Wert von mehr als 3 Milliarden Dollar verkauft.

Rekordumsatz, Gewinn mehr als verdoppelt

In den drei Monaten bis Ende Dezember knackte Amazon beim Umsatz dank des Bestellbooms in der Coronakrise und eines starken Weihnachtsgeschäfts erstmals die Marke von 100 Milliarden Dollar. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum legten die Erlöse um 44 Prozent auf 125,6 Milliarden Dollar zu. Den Nettogewinn konnte Amazon auf 7,2 Milliarden Dollar (6,0 Mrd Euro) deutlich mehr als verdoppeln. Im Geschäftsjahr 2020 verdiente der Konzern 21,3 Milliarden Dollar, was einem Anstieg um 84 Prozent und einer neuen Bestmarke entspricht.

Der Online-Gigant profitierte abermals stark von seinem Cloud-Geschäft mit IT-Services und Speicherplatz im Internet. Die vom zukünftigen Vorstandschef Jassy geführte AWS-Plattform, die von vielen Unternehmen und Apps genutzt wird, erhöhte den Quartalsumsatz um 28 Prozent auf 12,7 Milliarden Dollar und blieb damit etwas unter den Erwartungen. Das Betriebsergebnis kletterte unterdessen um 37 Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar, woran klar zu erkennen ist, was für ein attraktiver Gewinnbringer Amazons Cloud-Flaggschiff weiterhin ist.

Amazon packt neue Zentrale in Glaskegel mit Spiralweg

Unterdessen wurden auch neue Details zur neuen Zentrale von Amazon bekannt: An einem runden Büroturm der neuen Amazon-Zentrale bei Washington wird man einen mit Bäumen bepflanzten Weg auf und ab laufen können. Der Glaskegel mit spiralförmigem Außenweg ist eines von drei geplanten 22-stöckigen Gebäuden in Arlington, die der weltgrößte Online-Händler ebenfalls am Dienstag enthüllte. Amazon will dort innerhalb der kommenden zehn Jahre 25.000 Jobs schaffen und 2,5 Milliarden Dollar (gut 2 Milliarden Euro) investieren.

Arlington, das von Washington durch den Potomac-Fluss getrennt wird, war 2018 einer der beiden Gewinner im Wettstreit von US-Städten um den zweiten Firmensitz von Amazon, neben New York. Die bisherige Zentrale in Seattle bietet nicht genug Platz für den wachsenden Konzern. Die Pläne in New York gab Amazon nach dem Widerstand örtlicher Politiker und Aktivisten auf, in Arlington im Bundesstaat Virginia werden sie vorangetrieben.

Amazons "Helix"-Gebäude reiht sich in Architekturexperimente von Tech-Konzernen ein. Apple baute ein riesiges neues kreisförmiges Headquarter in Cupertino, für Google wird eine neue Zentrale gebaut, das wie ein riesiges Zelt aussieht, Facebook ließ ein langgezogenes Gebäude mit Dachgarten vom Stararchitekten Frank Gehry entwerfen und Amazon baute zwei Biosphären an seinem Sitz in Seattle.