Schon seit einigen Jahren hat Apple sich das Thema Datenschutz groß auf die Fahnen geschrieben. Mit dem neuen Update auf iOS 14 geht Apple nun einen Schritt weiter. Denn jedes iPhone hat eine eigene Werbe-ID. Diese wird bisher von zahlreichen Apps genutzt, um zielgerichtete Werbung an die Nutzer auszuspielen. Um das auch weiter machen zu dürfen, braucht es künftig die aktive Zustimmung, ein Opt-in. "Was um alles in der Welt soll denn dafürsprechen, den Nutzer in die Irre zu führen?", begründet Apple-Chef Tim Cook den Schritt bei einem Gespräch mit dem Handelsblatt.
Eine Haltung, die Apple schon länger zeige, erklärt Alan Dahi von der Datenschutzorganisation NOYB. "Der Konzern versucht, auf mehr Transparenz bei der Datenverarbeitung hinzuwirken." So sieht der Nutzer beim Telefonieren, dass das Mikrofon verwendet wird, beim Videochat wird auf die laufende Kamera hingewiesen. Man kann in Apps auch nur einzelne Fotos teilen und muss nicht den ganzen Foto-Ordner freigeben. Dazu werden zahlreiche Funktionen werden direkt am Telefon verarbeitet und nicht auf Cloud-Servern. Dadurch sollen sich iPhones vom Mitbewerb der Android-Geräte unterscheiden.
Stimmung gegen Apple
Keine Freude damit haben die Macher von Apps, die von dieser zielgerichteten Werbung leben, allen voran Google und Facebook. Google hat deshalb bereits seit Monaten einige seiner Apps nicht mehr aktualisiert. Dennoch hält sich der Suchmaschinenkonzern mit Kritik zurück.
Ganz anders Facebook. Bereits bei der Ankündigung des Updates im Dezember hat der Social-Media-Konzern begonnen dagegen Stimmung zu machen. Facebook kritisiert, Apples Vorstoß werde kleinen und mittleren Unternehmen schaden, die gerade in der Corona-Pandemie besonders auf Werbung beim Online-Netzwerk angewiesen seien.
Große Informationshinweise
Facebooks Geschäftsmodell lebt ja vom Versprechen an die Werbekunden, präzise die gewünschte Zielgruppe zu treffen. Dafür ist aber möglichst ausführliches Wissen über die Menschen notwendig - und wenn viele Facebook-Nutzer ihre Einwilligung verweigern, könnte die Personalisierung der Anzeigen ungenauer werden. Es gäbe keinen Vorteil mehr für Unternehmen, bei Facebook Werbung zu schalten.
Mark Zuckerberg wirft Apple deshalb auch vor, im eigenen Interesse zu handeln. Eine nachvollziehbare Anschuldigung, findet auch der Datenschützer Dahi: "Je weniger Parteien mitmischen, desto besser wäre die Position von Apple, wenn der Konzern selbst ins Werbegeschäft einsteigen würde."
Am Update ändern kann Facebook dennoch vorerst nichts. Deshalb will der Konzern nun an die Nutzer appellieren. Mit großen Anzeigen sollen sie überzeugt werden, die Datensammlung doch zuzulassen. Dafür werden sie einen bildschirmfüllenden Informationshinweis zu sehen bekommen, wie das Online-Netzwerk am Montag ankündigte.
Roman Vilgut