Bis Anfang nächster Woche soll es Klarheit geben, ob der Lockdown ab 8. Februar zumindest für einige Bereiche wie den Handel beendet wird. Was erwarten Sie?
JOSEF HERK: Am Öffnungsplan darf nicht gerüttelt werden, wir brauchen dringend wieder eine Perspektive des Ermöglichens. Immer nur zusperren, zusperren, zusperren – damit muss jetzt Schluss sein. Viele Betriebe wurden wieder und wieder vertröstet, es ist dringend Klarheit notwendig.
Nach der letzten Verlängerung machte sich bei vielen Unternehmern Resignation breit. Es war von einem emotionalen Tiefpunkt die Rede. Zu Recht?
Ja, diese Wahrnehmung kann ich nur unterstreichen. Es ist eine gewisse Form der Resignation eingetreten, eine ganz schwierige Stimmungslage. Wie heißt es immer so schön? Konjunktur beginnt auch in den Köpfen. Wir müssen wieder Zuversicht und Optimismus fördern.
Ist eine schrittweise Lockerung vor dem Hintergrund der Infektionszahlen zu verantworten?
Wir sind ja auch Realisten und müssen zur Kenntnis nehmen, dass dieses mutierte Virus laut Virologen deutlich ansteckender ist. Daher musste der „Babyelefant“ eben größer und die Maske stärker werden. Aber wir wollen ja einen Beitrag leisten, die Betriebe setzen auf strengste Sicherheitskonzepte, es gibt Teststrategien und wir setzen auf das Tragen von FFP2-Masken zum Schutz vor Ansteckungen für Mitarbeiter und Kunden.
Wird das reichen?
Es kann jetzt nicht mehr nur um die Frage gehen, wie wir eine weitere Verlängerung des Zusperrens organisieren, sondern wie und unter welchen Bedingungen wir endlich wieder aufsperren können. Die Verzweiflung ist groß. Jede weitere Woche Lockdown kostet die österreichische Wirtschaft 1,1 Milliarden Euro. Eine Fortsetzung in Richtung Ostern käme einer Arbeitsplatzvernichtung gleich. Wirtschaftlich gesehen haben wir auch viele Betriebe, die auf der Intensivstation liegen.
Es gibt viel Kritik, ist der Impfstart in Österreich missglückt?
Es gibt da natürlich Potenzial, um effizienter und schneller zu werden. Ich gehöre aber nicht zu denen, die wie bei der „Muppet Show“ von der Galerie herunter alles nur kritisieren. Wir strecken als steirische Wirtschaft aber unsere Hände aus, bieten Hilfe. Ärmel hochkrempeln und anpacken – wo auch immer wir unterstützen können. Die Wirtschaft sucht eine Lösung des Ermöglichens, keine Schuldigen.
Kann trotz aller Widrigkeiten 2021 eine wirtschaftliche Wiederauferstehung gelingen?
Es muss ein Jahr der wirtschaftlichen Renaissance werden, eine Wiedergeburt – da sind wir alle gefordert. Ich bin überzeugt, dass das mit guten Teststrategien, den vielen Sicherheitsmaßnahmen und natürlich mit den Impfungen gelingen kann.