Der Druck, den Lockdown ab 8. Februar tatsächlich schrittweise zurückzufahren, steigt. Zahlreiche steirische Wirtschaftsvertreter haben sich vor den entscheidenden Tagen mit entsprechenden Appellen zu Wort gemeldet. Die Regierung hatte Mitte Jänner angekündigt, dass mit 8. Februar eine schrittweise Öffnung für den Handel und für die persönlichen Dienstleister wie Friseure geplant ist. Für die Gastronomie und Hotellerie wurde bereits frühzeitig kommuniziert, dass es vor März keine Öffnung geben wird, Mitte Februar soll hier noch eine Evaluierung erfolgen. Die nach wie relativ hohen Infektionszahlen in Kombination mit der Sorge vor den mutierten Virus-Varianten haben in den Betrieben aber auch Befürchtungen genährt, dass es abermals zu einer Lockdown-Verlängerung kommen könnte. Die nächsten Tagen dürften entscheidend werden, zu Wochenbeginn soll Klarheit herrschen. Der steirische Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk betont im Interview mit der Kleinen Zeitung: „Am Öffnungsplan darf nicht gerüttelt werden.“ Auch andere steirische Unternehmer aus vielen Branchen sowie Vertreter von Wirtschaftsverbänden warnen nun (teils) eindringlich vor neuerlichen Verschiebungen. Ein Überblick.

Hermann Talowski, Obmann der WK-Sparte Gewerbe und Handwerk:

Hermann Talowski, Obmann der WK-Sparte Gewerbe und Handwerk
Hermann Talowski, Obmann der WK-Sparte Gewerbe und Handwerk © WK/Oliver Wolf

"Ganze 16 Wochen lang wurden unsere Unternehmen seit März letzten jahres zugesperrt. Das muss jetzt ein Ende haben, denn die Geduld der Unternehmerinnen und Unternehmer ist am Ende. Die Unternehmen der Branche sind bereit, wir müssen seit jeher auf höchste Hygiene- und Sicherheitsstandards achten. Wir sind also bestens für die Öffnung gerüstet und haben alles, was es für einen Neustart benötigt, also u. a.  Hygienekonzepte, FFP2-Masken, regelmäßige Tests."

Handelsobmann Gerhard Wohlmut:

Handelsobmann Gerhard Wohlmut
Handelsobmann Gerhard Wohlmut © (c) Foto Fischer

"Mit 8. Februar muss eine erste schrittweise Öffnung eingeleitet werden, denn die Betriebe sind nun endgültig an ihrer Liquiditäts-Schmerzgrenze angelangt. Der Handel ist bereit, alles zu tun, um das Infektionsgeschehen einzudämmen. Entsprechende Vorbereitungen und Sicherheitskonzepte werden mit Hochtouren vorangetrieben. Zusätzlich sorgen Teststrategien und das Tragen von FFP2-Masken für Schutz vor Ansteckungen für Mitarbeiter und Kunden.“

Rainer Rauch, Geschäftsführer Mode Roth:

„Für die meisten Unternehmen im Land, insbesondere aber für den, von dem Lockdown so massiv betroffenen Modehandel, ist es längst fünf nach zwölf. Wir im stationären Handel sind Sozialraum und Begegnungszone. Auf unseren großzügigen Verkaufsflächen können wir alle Sicherheits- und Hygienemaßahmen bestens umsetzen, um unsere Kunden persönlich beraten zu können.“

Rainer Rauch, Geschäftsführer Mode Roth
Rainer Rauch, Geschäftsführer Mode Roth © Thomas Plauder

 Mario Gruber, Geschäftsführer Thermen- und Vulkanland Steiermark:

„Das Wasser steht unseren Betrieben schon bis unter die Nase. Wir brauchen dringend Planungssicherheit für eine baldige Öffnung, denn von heute auf morgen können unsere Betriebe nicht öffnen, es braucht auch Vorarbeiten. Alle tragen große Verantwortung, einerseits wirtschaftlich für den eigenen Betrieb und andererseits auch eine noch größere soziale Verantwortung für die über 10.000 Mitarbeiter im Tourismus der Region. Durch perfekt erarbeitete Präventions- und Hygienekonzepte stehen die Ampeln bei uns in der Destination schon lange auf grün!“

  Mario Gruber, Geschäftsführer Thermen- und Vulkanland Steiermark:
  Mario Gruber, Geschäftsführer Thermen- und Vulkanland Steiermark: © Ulrich Dunst

Oliver Werinos, Geschäftsführer Teubl-Gruppe:

Oliver Werinos, Geschäftsführer Teubl-Gruppe
Oliver Werinos, Geschäftsführer Teubl-Gruppe © Teubl-Gruppe

„Als Betreiber von 5 Baumarktstandorten fordern wir ganz klar die Wiederöffnung unserer Märkte am 08. Februar 2021 sowie das Ende der abrupten Lock-Down Politik in unserem Land! Allen Führungskräften im Handel ist die schwierige Situation, in der sich die Entscheidungsträger befinden, voll bewusst. Aber die Situation aus Sicht der Unternehmen ist äußerst brisant, wurde ganz klar zu wenig in die getroffenen Entscheidungen einbezogen und die Kraft- und Liquiditätsreserven der Betriebe sind am Ende! Wir müssen daher weg von einer flächendeckenden Holzhammerstrategie hin zu differenzierten Maßnahmen und zu einer viel professionelleren, zügigeren und einheitlicheren Strategie was Testungen und nun auch insbesondere Impfungen anbelangt. Abschließend möchte ich sagen, dass wir alle Kräfte aufbringen, um einen sicheren Rahmen für unsere Kunden zu schaffen. Aber wenn dem Handel durch die fortdauernde Schließung die Lebensgrundlage entzogen wird, stehen wir vor volkswirtschaftlichen Problemen, die eine massive, langandauernde Rezession nachziehen werden. Dieser Verantwortung sollten sich die Entscheidungsträger bewusst sein.“

Hans Roth, Gründer und Aufsichtsratschef von Saubermacher:

Hans Roth, Gründer und Aufsichtsratschef von Saubermacher
Hans Roth, Gründer und Aufsichtsratschef von Saubermacher © (c) Jorj Konstantinov

„Es ist absolut und dringend notwendig, dass wieder aufgesperrt wird. Natürlich muss das unter strengen Sicherheitsbedingungen erfolgen, aber einen noch längeren Lockdown können wir uns nicht leisten – das gilt nicht nur für die Unternehmen im Land, sondern auch für deren Mitarbeiter sowie für Menschen generell. Wir alle wollen, wir alle brauchen, endlich wieder ein Stück Normalität im Leben, und der einzige Weg dahin sind permanente, flächendeckende Tests und die rasche Impfung. Die Einbindung der Unternehmen im Land in die Impf- und Teststrategie der Regierung wäre hier zielführend.“



Günther Apfalter, President Magna Europe and Asia:

„Die Unternehmen haben sich der Situation sehr schnell angepasst. Wir bei Magna Steyr in Graz haben sehr schnell ein Hygienekonzept entwickelt, das einen sicheren Produktionsablauf gewährleistet. Seit April läuft unsere Produktion durchgehend, auch ohne COVID bedingte Unterbrechungen. Anstatt auf Angst, basiert unsere Kommunikation auf Transparenz und Offenheit, wir setzen ganz bewusst auf die Eigenverantwortung der Mitarbeiter. Dies erwarte ich auch so von der Politik.“

Günther Apfalter, President Magna Europe and Asia
Günther Apfalter, President Magna Europe and Asia © (c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)

Martin Wäg, Geschäftsführer Kastner&Öhler:

Martin Wäg, Geschäftsführer Kastner&Öhler:
Martin Wäg, Geschäftsführer Kastner&Öhler: © (c) Juergen Fuchs (FUCHS Juergen)

„Wir sind mittlerweile 30 Prozent unseres Wirtschaftsjahres geschlossen. Angesichts der Tatsache, dass der Handel mit den bestehenden Schutzmaßnahmen eine sehr sichere Umgebung darstellt und des enormen wirtschaftlichen Schadens, sollte man den Handel möglichst bald aufsperren.“

Andreas Rauscher, CEO Zellstoff Pöls AG:

„Als systemrelevanter Betrieb arbeiten wir rund um die Uhr. Unsere praxistauglichen Verhaltensregeln gewährleisten seit Beginn der Pandemie die Gesundheit unserer MitarbeiterInnen. Nun brauchen wir rasch COVID-19-Impfungen, sie sind alternativlos. Zusperren ist keine Lösung!

Andreas Pirkheim, Geschäftsführer Andy Wolf:

Testen ist die einzige Möglichkeit, die wir mittelfristig haben, um zu einer annähernden Normalität zurückkehren zu können. Ein andauernder, harter Lockdown ist für die Wirtschaft verheerend und es hat sich in den letzten Wochen gezeigt, dass die Zahlen trotz aller Beschränkungen nicht auf ein akzeptables Maß zurückgehen. Solange nicht ausreichend Impfdosen zur Verfügung stehen, muss eine Teststrategie zügig umgesetzt werden. Wir sind sicher, dass dies nur dann im nötigen Ausmaß gelingt, wenn Firmen eng mit eingebunden, Teststraßen vielerorts ausgebaut und Schnelltests für die Bevölkerung zum täglichen Testen ausgegeben werden.

Herbert Decker, Geschäftsführer MFL:

Herbert Decker, Geschäftsführer MFL
Herbert Decker, Geschäftsführer MFL © (c) BIRGIT STEINBERGER PHOTOINSTYLE

„Wir haben bereits alle Weichen gestellt für die Rückkehr auf den Wachstumspfad: Wir stehen in den Startlöchern für den Wirtschaftsaufschwung. Worum es jetzt geht, ist, den Lockdown schrittweise zu lockern und damit den Bewegungsspielraum der Menschen und der Wirtschaft zu erhöhen, jedoch ohne die Kontrolle über das Infektionsgeschehen aufzugeben. Das heißt auch: Das Konzept des Freitestens muss den Menschen zugemutet werden.“

Margit Gasser, Geschäftsführerin hagebau LIEB Markt:

„Aus Sicht der Baumärkte ist festzuhalten, dass sie nachgewiesen nicht im Zusammenhang mit dem Infektionsgeschehen stehen. Allein die baulichen Gegebenheiten wie große Flächen mit hohen Decken, breite Gänge und Markierungen reduzieren das Ansteckungsrisiko maßgeblich. Außerdem sind die vorgeschriebenen Hygienekonzepte schon gelernt und werden auch von Kundenseite gut angenommen. Bei einem noch längerem „Lockdown“ wird es zu kumulierten Nachkaufeffekten kommen, die man sinnvoll durch eine umgehende Öffnung entzerren könnte.“

Isabel Tropper-Hölzl, Modehaus-Brautsalon Hufnagl:

Isabel Tropper-Hölzl, Modehaus-Brautsalon Hufnagl
Isabel Tropper-Hölzl, Modehaus-Brautsalon Hufnagl © Thomas Plauder

"Als Modehändler mit enormen Warendruck ist das Öffnen am 8. Februar die einzige Überlebenschance, um 2021 regionale Arbeitsplätze erhalten zu können. Jedem Selbstständigen ist es lieber, die staatlichen Beihilfen in Millionenhöhe nicht als Umsatzersatzleistung sondern z.B in Schnelltestests für Kunden am Eingang, kostenlose FFP2 Masken und ähnliche Schutzmaßnahmen zu erhalten. Wir sind bereit, unsere Kunden und unsere Mitarbeiter bestmöglich mit allen Erfordernissen zu schützen, wenn wir nur öffnen können."

Michael Winkelbauer, Geschäftsführer Winkelbauer:

Michael Winkelbauer, Geschäftsführer Winkelbauer
Michael Winkelbauer, Geschäftsführer Winkelbauer © Winkelbauer

„Die Arbeit und Kommunikation der Regierung war im März des letzten Jahres zu Beginn der Pandemie sicher gut. Aktuell sehe ich keinen erkennbaren Kurs, das führt zu massiver Verunsicherung in der Bevölkerung und auch bei den Unternehmern. Es braucht klare Aussagen und Vorgaben sowie eine realistische Perspektive. Die Wirtschaft braucht unter entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen rasche Öffnungen.“

Patrick Herzig, Geschäftsführer M&H:

„Als Unternehmer ist es zurzeit nicht möglich, anhand objektiver Parameter potenzielle zukünftige Entwicklungen hinsichtlich des „Lockdowns“ zu beurteilen – das erschwert nicht nur die zukünftige Ausrichtung, sondern führt in vielen Betrieben zu Unsicherheit und Investitionsstopps. Das muss sich schleunigst ändern: Es braucht klare Vorgaben, welche Branchen unter welchen Bedingungen schließen – oder eben öffnen.“

Sabine Dettenweitz, CFO Heldeco:

„Die aktuellen Unsicherheiten stoßen viele nicht nur in ein wirtschaftliches Dilemma, sondern vor allem in die Perspektivenlosigkeit. Aus unserer Sicht bräuchte es daher insbesondere Planungssicherheit, um die unternehmerische Orientierung zu erleichtern – und wieder so etwas wie Zuversicht zu generieren.“

Florian Weitzer und Michael Pfaller Geschäftsführer Weitzer Hotels & Restaurants

„Wir haben weitgehende Sicherheits- und Hygienemaßnahmen bereits nach dem ersten Lockdown erstellt, etabliert und für viel Geld umgesetzt. Unsererseits steht einer Öffnung nichts im Wege! Wir und unsere Mitarbeiter brennen darauf endlich wieder das zu tun, wozu wir berufen sind.“

Florian Weitzer und Michael Pfaller Geschäftsführer Weitzer Hotels & Restaurants
Florian Weitzer und Michael Pfaller Geschäftsführer Weitzer Hotels & Restaurants © Kanizaj