Schlechte Nachrichten für die Beschäftigten des MAN-Werks im oberösterreichischen Steyr: Der deutsche Lkw-Hersteller hat seinen Jobabbau-Streit mit dem Betriebsrat offenbar auf Kosten der Beschäftigten in Steyr beigelegt. Der Kahlschlag in Deutschland fällt nämlich geringer aus als geplant, doch stehe das Werk in Steyr mit 2.200 Mitarbeitern zur Disposition, hieß es am Dienstag von MAN. "Hier prüft der Vorstand alle Optionen, inklusive eines Verkaufs oder einer Schließung."
Laut der Vereinbarung zwischen MAN und dem Betriebsrat sollen bis Ende des kommenden Jahres 3.500 Jobs in Deutschland gestrichen werden, der Abbau solle so sozialverträglich wie möglich erfolgen. Traton-Chef Matthias Gründler und MAN-Chef Andreas Trostmann hatten ursprünglich 9.500 der weltweit 36.000 Arbeitsplätze streichen wollen, vor allem in Deutschland und Österreich. In Steyr hatte man sich gegen die Schließungspläne auch mit politischer Unterstützung massiv gewehrt und auf die Profitabilität des Standortes verwiesen.
Nun soll der MAN-Standort Wittlich in Rheinland-Pfalz verkleinert werden, dem Unternehmen aber erhalten bleiben. Die Werke in Plauen und Steyr stünden aber "zur Disposition", hieß es von MAN.
"Muss auch in Österreich möglich sein"
"Was in Deutschland möglich ist, muss auch in Österreich möglich sein", meinte Betriebsrat Erich Schwarz am Dienstag zur APA. Dass an der Option, das Werk in Steyr mit seinen 2.200 Mitarbeitern bis Ende 2023 aufzugeben, festgehalten wurde, zeige nur, dass die Verhandlungen mit Österreich noch nicht abgeschlossen seien. In den nächsten Tagen und Wochen wolle er mit der Gewerkschaft versuchen, eine genauso "sozial verträgliche Lösung" zu finden. Ohne einen Stellenabbau werde es auch in Steyr nicht gehen, stellte er jedoch am Dienstag klar. Oberstes Ziel sei es, das Werk zu erhalten.
Auch Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) ist der Ansicht, dass die Eckpunkte der Münchner Vereinbarung zwischen Konzernführung und Belegschaftsvertretung für das Werk in Steyr gelten müssen. "Einsparungen Ja, Erhalt des Standorts Ja, betriebsbedingte Kündigungen Nein. Der Standort Steyr kann und soll bei der angestrebten Neuausrichtung des Konzerns in Richtung Zukunftstechnologien eine wichtige Rolle spielen", betonte der Landesrat. Einmal mehr verwies er darauf, dass in Steyr "immer Gewinne geschrieben" wurden.
Weiters erklärte er, dass sich auch die Staatliche Wirtschaftskommission mit dem Fall befasse. Diese auf Bundesebene verankerte Schlichtungsstelle komme bei übergeordneten Wirtschaftsinteressen zum Einsatz, wenn in einem Betrieb zwischen Firmenleitung und Belegschaft keine Einigung erzielt werden kann. "Das MAN-Management muss vor der Staatlichen Wirtschaftskommission darlegen, welche Restrukturierungsschritte für eine positive Zukunft des Standorts Steyr vorgesehen sind". Bei Personalkosten von 14 Prozent könne "ein reines Kosten-Cutting und Verlagerung ins Ausland kein erfolgsversprechender Weg" sein. Die nächste Kommissionssitzung werde am 3. Februar mit "physischer Anwesenheit aller Teilnehmer in Linz stattfinden", so Achleitner.
"Zur denkbar schlechtesten Zeit"
"Es gibt einen Standortvertrag zum MAN-Werk in Steyr und wir verlangen, dass dieser auch eingehalten wird", stellte oö. Arbeiterkammer-Präsident Johann Kalliauer klar. Die SPÖ sprach von "einem harten Schlag gegen den Industriestandort Oberösterreich zur denkbar schlechtesten Zeit". Landesrätin Birgit Gerstorfer appellierte "erneut an Land und Bund, sich für eine Jobgarantie und den Erhalt der Arbeitsplätze dieser Menschen einzusetzen." Und die Grünen erklärten, "die Kompetenz am Standort Steyr nicht zu nutzen, ist völlig widersinnig".
Für die FPÖ Oberösterreich scheint mit der Vereinbarung in München, "das Schicksal des heimischen Standorts besiegelt". Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haimbuchner wollte von der Bundesregierung wissen, "welche Maßnahmen, Vorschläge und Konzepte" der Geschäftsführung von MAN vorgelegt wurden, "um die drohende Kündigungswelle zulasten der oberösterreichischen Leistungsträger zu verhindern."