Trotz der „Achterbahnfahrt“ während der Corona-Pandemie setzt Infineon sein großes Leitprojekt, die neue 300-mm-Dünnwaferfabrik in Villach, plangemäßum. In Villach erzeugte Infineon 2020 8,4 Milliarden Chips, das zusätzliche Umsatzpotenzial soll bei vollständiger Auslastung der neuen Chipfabrik um 1,8 Milliarden Euro pro Jahr steigen. Die Baufortschritte sind unübersehbar: Rohbau und Fassade der neuen Fabrik sind weitgehend fertig, derzeit werden die Infrastruktursysteme finalisiert und in Betrieb genommen.

Equipment wird geliefert

Demnächst werden die ersten Equipments geliefert, wichtiger Meilenstein im minutiös getakteten Stufenplan, der das Hochfahren der Fabrik zu Jahresende garantieren soll. „Wir sind wild entschlossen, dass das zu Jahresende passiert, sind aber von vielen Punkten wie den Equipment-Lieferungen und Reisebeschränkungen abhängig“, sagt Infineon-Österreich-Vorstandsvorsitzende Sabine Herlitschka. „Wenn der Lockdown nicht so lange dauern muss, wird es auch leichter gehen.“

Mit der neuen „Fab“ entstehen 400 Hightech-Arbeitsplätze, die Hälfte dieser Mitarbeiter ist bereits an Bord. 170 Stellen sind bei Infineon österreichweit derzeit unbesetzt, der Großteil in Villach. „Und das trotz eines Peaks bei der Arbeitslosigkeit“, so Herlitschka.

Infineon-Österreich-Vorstandschefin Sabine Herlitschka
Infineon-Österreich-Vorstandschefin Sabine Herlitschka © KK

"Marktaussichten sind positiv"

Braucht der Markt überhaupt diese neue Produktionskapazität? „Die Marktaussichten sind positiv“, bleibt Herlitschka vage, der nahende Quartalsbericht zwingt zu Zurückhaltung. „Wir setzen auf Energieeffizienz, Mobilität, Sicherheit und Daten als Grundlage für die Investition.“ Infineon bereite sich auf langfristige Wachstumsperspektiven vor. Die 300 mm-Dünnwaferfabrik in Villach bildet mit dem Standort Dresden einen „Fertigungszwilling“, gemeinsam werden diese zwei Produktionsstätten als eine „virtuelle Fabrik“ gesteuert. So will man bei Kosten und Innovationskraft global wettbewerbsfähig sein.

430 Mitarbeiter und 100 Studierende in Graz

Schauplatzwechsel: Auch in Graz fuhren die Baufahrzeuge auf, hier komplettiert ein zusätzliches Gebäude den Campus Metahof, es schafft Raum für zukünftiges Wachstum. Insgesamt verfügt Infineon in Graz nun über 13.500 Quadratmeter Büro- und Messtechnikflächen, der Halbleiterkonzern beschäftigt dort rund 430 Mitarbeiter und 100 Studierende.

Strategisch richtige Weichen gestellt

Ob Infineon ein Profiteur der Krise ist? „Die Pandemie hat gezeigt, was wirklich wichtig ist, weil alle Schnörkel rundherum wegfallen“, meint Herlitschka. Quasi über Nacht erfuhr (nicht nur) Österreich einen Digitalisierungsschub, allein der Internettraffic nahm von Februar bis April um 40 Prozent zu. Es zeige sich daher, dass der deutsche Halbleiterkonzern und seine wichtige Österreich-Tochter die strategisch richtigen Weichen gestellt haben. Infineon liefert etwa für mehr als die Hälfte der Rechenzentren weltweit die Energieeffizienzchips.

"Autoindustrie treibt Wandel konsequent voran"

Aber auch in der Mobilität nimmt die Veränderungsdynamik Fahrt auf: „Die deutsche Automobilindustrie treibt den Wandel sehr konsequent voran.“ Der Wert der eingebauten Chips ist in Elektroautos rund 80 Prozent höher als in Verbrennern, drei Viertel dieses Wertes entfällt auf Leistungshalbleiter. Elektromobilität und autonomes Fahren sind folglich nachhaltige Motoren für die Steigerung der Nachfrage bei Infineon – gerade in Villach.