Die Verlängerung des Corona-Lockdowns trifft den Sportartikelhandel in einer normalerweise umsatzstarken Zeit. Wirtschaftlich sei es ein "absolutes Worst-Case-Szenario", vor allem für jene Geschäfte in Tourismusgebieten, sagte WKÖ-Branchensprecher Michael Nendwich. Der Februar sei normalerweise der stärkste Monat, der dieses Jahr nahezu komplett ausfallen werde. "Aus gesundheitspolitischer Sicht sind die Maßnahmen aber absolut nachvollziehbar und notwendig."
Die Wintersport-Wirtschaft mit 700 bis 800 Sportartikelgeschäften - fast ausschließlich Familienbetriebe - in touristischen Regionen erzielte zuletzt mit 6500 Mitarbeitern laut Branchenschätzungen einen Umsatz von 500 bis 700 Millionen Euro. Weiters sind rund 2000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Österreich bei der heimischen Skiindustrie beschäftigt, die wirtschaftlich stark vom touristischen Sportfachhandel abhängig ist.
"Rasche Liquidität am wichtigsten"
"Wir müssen einen negativen Domino-Effekt in der heimischen Wintersport-Wirtschaft unbedingt vermeiden. Wirtschaftlich zu retten wird diese Wintersaison für den touristischen Sportfachhandel aus heutiger Sicht nicht mehr sein", so Nendwich. Derzeit gebe es Umsatzausfälle von bis zu 95 Prozent. "Das geht an die betriebswirtschaftliche Substanz, daher ist jetzt rasche Liquidität für die Händler am wichtigsten."
Die Branche hofft auf schnelle Unterstützung durch die am Wochenende neu angekündigten Coronahilfen. "Inwiefern diese Wirtschaftshilfen wirklich ausreichend sind, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beurteilen, da die genauen Richtlinien noch nicht veröffentlicht wurden", sagte Nendwich. Wenn die Umsetzung aber so sei, wie die bisherigen Stellungnahmen andeuten würden, spreche man vor allem für kleine, touristische Sportartikelhändler "von einer deutlichen Verbesserung". Die Regierung hat mit der Kombination von Umsatzersatz und Fixkostenzuschuss 2 sowie dem Umsatzverlustbonus neue Maßnahmen angekündigt, die auch den Sportartikelverleih inkludieren.
Die Händler versuchen mit mehr Online-Geschäft und Click & Collect etwas gegenzusteuern. "Abfedern können diese Modelle den Umsatzverlust des stationären Handels auf keinen Fall", sagte der Präsident des Verbands der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster, Gernot Kellermayr. In den letzten Jahren ist der Onlineanteil in der Sportartikelbranche nur langsam gestiegen. "Wir haben uns bei etwa 15 bis 20 Prozent eingependelt - und hier sehen wir auch mittelfristig die Obergrenze", so Kellermayr. Auch während der Pandemie habe es nur einen Zuwachs im einstelligen Prozentbereich gegeben. "Sportartikel sind nach wie vor beratungsintensive Produkte, weshalb die persönliche und professionelle Beratung von den Menschen in Österreich geschätzt und nachgefragt wird", sagte der Branchenvertreter.