Nach der Verurteilung wegen Bestechung am Montag ist Samsung-Erbe Jay Lee noch am selben Tag ins Gefängnis zurückgekehrt. In der Seouler Haftanstalt hatte der 52-Jährige bereits 2017 bis 2018 eine einjährige Strafe abgesessen. Die anstehende Restrukturierung des weitverzweigten Firmenimperiums, dessen Kronjuwel Samsung Electronics ist, dürfte sich damit weiter verzögern.

Der Chef der südkoreanischen Samsung-Gruppe und Vize-Verwaltungsratschef von Samsung Electronics wurde wegen Bestechung eines Mitarbeiters der ehemaligen Präsidentin Park Geun Hye zu einer zweieinhalbjährigen Gefängnisstrafe verurteilt.

Die Richter des Seouler Obersten Gerichts befanden ihn der Bestechung, Unterschlagung und Verheimlichung von kriminellen Erträgen im Wert von 8,6 Milliarden Won (6,5 Millionen Euro) für schuldig. Der Enkel des Firmengründers war in dem Fall bereits 2017 zu fünf Jahren Haft verurteilt worden, kam jedoch nach einem Jahr frei. 2019 hatte der Oberste Gerichtshof eine Überprüfung angeordnet.

Lee (2014)
Lee (2014) © AP

Nach dem Koreakrieg

Seit Bekanntwerden der Affäre vor mehr als vier Jahren rund um Lee und den Rücktritt von Park wird deutlich kritischer über die Rolle der Unternehmer-Dynastien in Südkorea diskutiert, die zum wirtschaftlichen Aufstieg des Landes nach dem Koreakrieg beitrugen. Die engen Beziehungen zwischen Wirtschaft und Politik werden kritisiert. Die Verurteilung Lees gilt als Zeichen, dass auch die Justiz künftig den Firmenriesen genauer auf die Finger schaut.

Für Samsung Electronics kommt die erneute Haftstrafe Lees, die sich wegen der bereits abgesessenen Zeit auf eineinhalb Jahre reduziert, zur Unzeit. Der Technologiekonzern, der neben Speicherchips und Smartphones auch Haushaltsgeräte herstellt, kämpft um seine Spitzenposition als Smartphone-Branchenführer und will von Lieferengpässen im Chipmarkt profitieren.

Durch die Haftstrafe wird es dem einzigen Sohn nicht möglich sein, weiterhin das Geschehen bei der Samsung-Gruppe zu kontrollieren und Einfluss auf die anstehende Restrukturierung des komplizierten Firmengerüsts aus mehr als 60 Tochtergesellschaften zu nehmen. Hinzu kommen Nachfolgedebatten rund um die Machtübergabe an Jay Lees Kinder sowie weitere Probleme. So musste Samsung-Electronics-Chairman Lee Sang Hoon wegen der Behinderung der Arbeit von Gewerkschaften ins Gefängnis.

Lee hat noch eine Woche Zeit, Berufung gegen das Urteil einzulegen. Experten geben ihm allerdings keine Chancen. Im Gefängnis könnte er auf eine alte Bekannte treffen: Die ehemalige Präsidentin Park sitzt dort ebenfalls ihre 20-jährige Haftstrafe ab.

Die Samsung-Aktien fielen am Montag um 3,4 Prozent und damit so stark wie zuletzt vor fünf Monaten.