Rund sechs Stunden ohne Facebook, WhatsApp und Instagram: Ein ungewöhnlich langer Total-Ausfall hat am Montag weltweit Milliarden Nutzern des Online-Netzwerks zugesetzt. Facebook erklärte die Störung mit einer fehlerhaften Konfigurationsänderung. Der Ausfall hat bei Nutzern auch einmal mehr die Frage nach WhatsApp-Alternativen aufgeworfen.

Dabei fand bereits zu Jahresbeginn in den weiten Welten des Internets heuer eine Art Völkerwanderung statt. Millionen Nutzerinnen und Nutzer machten sich auf und „wanderten“ von WhatsApp zu alternativen Anbietern. Auslöser war die Änderung der Datenschutzrichtlinien bei WhatsApp. User sollten bekanntermaßen zustimmen, dass Daten zu Chats und Nachrichten an den Mutterkonzern Facebook weitergegeben werden.

Die Folge: Ein Sturm der Entrüstung seitens der Nutzer. Facebook versuchte, zu beruhigen, und teilte mit, dass in der EU keine Nutzerdaten mit dem Ziel geteilt würden, dass der Konzern seine Produkte oder Werbung verbessere. Indirekt bestätigte man damit freilich, dass Daten an Facebook weitergeben werden – nur eben nicht für Werbung.

Just jene Praxis, der Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Unternehmen im Facebook-Konzern, stößt nun auch der irischen Datenschutzbehörde auf. Sie vermisst Transparenz und will WhatsApp mit Blick auf die Datenschutzgrundverordnung strafen. 225 Millionen Euro soll der Konzern zahlen.  

Boom bei Alternativen

Profiteure der konstanten Aufregung rund um WhatsApp sind alternative Messenger-Apps, die bisher ein Nischendasein gefristet haben. Um sich von dem großen Konkurrenten abzugrenzen, setzten diese Apps von Anfang an auf sehr hohe Sicherheitsstandards.

Schlagzeilen machte etwa Signal. Nachdem Tesla-Gründer Elon Musk seine Fans zum Wechsel aufrief, war das Anmeldeverfahren für die Nachrichten-App überlastet, Millionen wollten sich registrieren. Die starke Nachfrage wiederum ist wohl eine Genugtuung für WhatsApp-Gründer Brian Acton. Nachdem er Facebook im Streit verlassen hatte, gründete er die Signal-Foundation, eine Non-Profit-Organisation, und spendete 50 Millionen US-Dollar für die weitere Entwicklung der App.

Bei Telegram mehrt sich auch die Kritik

Auch Telegram boomt, seit WhatsApp die Datenschutzrichtlinien geändert hat. Binnen 72 Stunden kamen im Jänner rund 25 Millionen neue Nutzer hinzu. Die Plattform verzeichnete nach Angaben des russischen App-Gründers Pawel Durow zu Jahresbeginn rund 500 Millionen monatlich aktive Nutzer. Mittlerweile dürften es deutlich mehr sein, erst jüngst schaffte die Applikation die magische Marke von einer Milliarde Downloads.

Telegram sei der „größte Zufluchtsort“ für diejenigen, die eine sichere Kommunikationsplattform suchten, fügt Durow gerne hinzu. Er versicherte den Nutzern, dass sein Team „diese Verantwortung sehr ernst nimmt“. Gleichzeitg mehrt sich auch die Kritik an Telegram. Das Netzwerk diene zunehmend als Epizentrum von Verschwörungstheorien oder Fake News, heißt es dann. 

Threema mit Schweizer Firmensitz

Gründer Durow hat jedenfalls ebenfalls eine gemeinsame Geschichte mit Facebook. Er ist Mitgründer des russischen Facebook-Klons vk.com, das inzwischen zur Mail.ru-Gruppe gehört, einem frühen Investor von Facebook.

Komplett auf Datenschutz ausgelegt ist Threema. Der Nachrichtendienst setzte von Beginn an auf eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Dazu kommt, dass der Firmensitz in der Schweiz ist. Ein Land, das für den hohen Schutz der Privatsphäre bekannt ist.

Streit um Generalschlüssel

Keine Freude mit verschlüsselten Nachrichtendiensten haben übrigens die Innenminister der EU. Sie fordern in einem Anti-Terror-Plan eine Art Generalschlüssel für die Polizei.

Der Fachverband Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT) der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) kritisiert das Vorhaben. FV-Obmann Alfred Harl warnt: "Die Aufhebung von sicherer Verschlüsselung ermöglicht den Missbrauch von Persönlichkeitsrechten und Betriebsgeheimnissen."