Für Fans von Technik-Gadgets und der neuesten Unterhaltungselektronik war die CES in Las Vegas bisher ein alljährlicher Fix-Termin. Sony präsentierte hier 1991 erstmals die Playstation und zehn Jahre später zeigte Microsoft hier die ersten Designs für die Xbox. Begleitet wurde die Messe stets von Vorträgen von Industriegrößen. In den vergangenen Jahren hat die Elektronik-Messe sogar Autobauer angezogen. So stellte Hyundai und Uber im Vorjahr ihre Zusammenarbeit bei der Entwicklung von autonomes Autos vor.
Doch im Jänner 2021 werden keine Technik-Fans nach Las Vegas pilgern. Die Coronakrise hat Messechef Gary Shapiro zu einem Experiment gezwungen: Statt die CES abzusagen, wird sie komplett ins Internet verlagert. Es ist ein riskantes Unterfangen. Verhallen die Online-Ankündigungen der Unternehmen in den Weiten des Internets, könnte die traditionsreiche Marke CES Schaden nehmen. Läuft es zu gut, könnten vor allem große Hersteller den Anreiz verlieren, Jahr für Jahr viel Geld für den Auftritt in der Wüstenstadt auszugeben.
Neuer Fokus
Branchenbeobachter rechnen damit, dass die Coronakrise auch Auswirkungen auf die CES-Neuheiten haben wird. Tatsächlich hat sich der Fokus der Aussteller etwas verschoben. So sind Abseits von GM und Mercedes kaum Autohersteller vertreten.
"Verbraucher verbringen mehr Zeit beim Arbeiten zu Hause. Verbraucher verbringen mehr Zeit mit Unterhaltung", umreißt es Analyst Thomas Husson von der Marktforschungsfirma Forrester Research. Als Folge gibt es eine wiederbelebte Nachfrage unter anderem nach leistungsstarken Notebooks, besseren Fernsehern und Kopfhörern für Gamer. Doch einen neuen Fernseher muss man in Aktion sehen, um die Bildqualität einschätzen zu können. Einen Lautsprecher muss man hören. Ein Smartphone muss man in der Hand halten.
Österreichischen Beteiligung
"Es ist herausfordernd", sagt Christopher Butcher vom Grazer Unternehmen Fauna Audio. Die USound-Tochter ist eines von drei österreichischen Herstellern, die heuer bei der CES als Aussteller gelistet sind. Das Produkt ist eine Brille, die mittels Free-Field-Audio auch als Kopfhörer benutzt werden kann. "Wir haben ein Mode-Produkt mit Technologie zusammengebracht. So etwas muss man eigentlich anprobieren können", sagt Butcher. Er ist selbst gespannt, wie erfolgreich die digitale Messe wird. "Wir haben einen virtuellen Stand, chatten dort und wenn gewünscht, können wir das Produkt in Videokonferenzen präsentieren."
Schon im Vorjahr war das Unternehmen auf der CES vertreten. "Damals hatten wir nur einige Prototypen. Heuer gibt es fertige Produkte." In Europa kann man das Produkt schon länger am eigenen Webshop, Amazon oder Media Markt kaufen. Der Auftritt auf der CES soll deshalb auch der Startschuss für den Markteintritt in die USA sein. "Wir starten bald auf Amazon in den USA und haben eine Kooperation mit Best Buy."
Auch der steirische Sensorhersteller ams AG hat einen virtuellen Stand auf der CES. Allerdings werde es ein eher kleiner Auftritt, so die Auskunft des Konzerns. Präsentiert werden Infomaterial, Videos und ein neuer 3-D-Showroom. Der Fokus liegt dabei auf Anwendungen im Bereich Smartphones, Smartwatches, Industrie und Automobil.
Als drittes Unternehmen aus Österreich ist der oberösterreichische Stempelhersteller Colop bei der virtuellen CES vertreten, die von 11. bis 14. Jänner dauert.
Roman Vilgut