Der heimische Handel hat in der Adventzeit bisher massive Einbußen hinnehmen müssen, hat doch das Weihnachtsgeschäft für die meisten Branchen erst am 7. Dezember begonnen. Bisher liegen die Umsätze um zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau, wie die KMU Forschung Austria errechnet hat. Im Modehandel beträgt das Minus sogar 34 Prozent.
Jene Handelsbranchen, für die das Weihnachtsgeschäft besonders wichtig ist, haben während der vorweihnachtlichen Öffnungstage heuer keine höheren Tagesumsätze erzielt als an den Vergleichstagen des Vorjahres. "Das bedeutet, dass sich das Umsatzminus im Dezember laufend erhöht", hieß es am Dienstag aus der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer.
Neben der Modebranche leiden auch der Schuhhandel sowie der Schmuck- und Uhrenhandel besonders, sie haben im bisherigen Weihnachtsgeschäft rund ein Viertel weniger umgesetzt als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Bei Sportartikeln beträgt das Minus 19 Prozent. Lediglich die nicht geschlossenen Lebensmittelgeschäfte und Drogerien erlösten nominell mehr (plus fünf bzw. plus zwei Prozent).
Die KMU Forschung erwartet für das gesamte Weihnachtsgeschäft 2020 wegen des neuerlichen Lockdowns Umsatzrückgänge von 150 bis 300 Mio. auf 1,2 bis 1,4 Mrd. Euro. Zwischen 28. und 31. Dezember fallen heuer dreieinhalb Einkaufstage weg. In der Zeit nach Weihnachten machen die Einzelhändler traditionell noch viel Umsatz, etwa mit Kunden, die Gutscheine oder Geldgeschenke einlösen.
Eingekauft wird heuer trotzdem fleißig: im Internet. Die KMU Forschung rechnet mit Online-Weihnachtsumsätzen von 177 Millionen Euro, ein Plus von 50 Prozent. Von der Coronakrise profitieren aber nicht nur der heimische Onlinehandel, sondern auch Amazon und Co. Die internationalen Onlineriesen erwirtschaften im heurigen Weihnachtsgeschäft Umsätze von über 200 Millionen Euro, ohne dass in Österreich Steuern gezahlt werden, sagt Handelsobmann Rainer Trefelik. Und: "Der harte Lockdown nach Weihnachten ist eine Katastrophe."
Margarete Gumprecht, Handelsobfrau in der Wiener Wirtschaftskammer, hofft wenigstens auf einen starken Endspurt bis zum Heiligen Abend und appelliert an die Bevölkerung, Geschenke lokal einzukaufen.
"Diese letzten drei Tage sind entscheidend für unsere Unternehmer", sagt Gumprecht. Wichtig sei, dass die Bundesregierung nach den Feiertagen auch für die Geschäfte "Click & Collect" - also die Abholmöglichkeit zuvor bestellter Waren im Freien - erlaube. Dadurch könnten Geldpräsente oder Gutscheine gleich eingelöst werden.
Laut Kammerumfrage kauft der durchschnittliche Wiener heuer sieben Geschenke um je 45 Euro. Insgesamt haben 85 Prozent der Befragten vor, Gaben unter den Christbaum zu legen - vorrangig Bücher, Spielwaren, Gutscheine, Bekleidung und Kosmetikprodukte.