Mehr als zehn Millionen Euro schießen die Österreicher zu Silvester in die Luft. Normalerweise. In diesem Jahr können sich Herr und Frau Österreicher das Geld zum Jahreswechsel wohl sparen - wohl sehr zum Leidwesen Abertausender, die das neue Jahr mit Böllerei, Knallerei und Pyrotechnika begrüßen wollten. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) verkündete Freitagabend das komplette Aus für Silvesterpartys und Veranstaltungen, bei denen Feuerwerke abgeschossen werden. Bürgermeister sollen auch jegliches private Feuerwerk in Österreich untersagen, kündigte Nehammer an.
Das Geschäft rund um den Jahreswechsel macht rund 80 Prozent des Jahresumsatzes im Pyrotechnikhandel aus, ein Wegbrechen wäre für die Branche eine schwere Belastung. Seit Tagen verkaufen Handelsketten bereits Raketen und andere Pyrotechnikware, die in diesem Jahr wohl nicht zum Einsatz kommen wird.
"Farbenfrohe und fröhliche Botschafter"
Erst vor wenigen Tagen meldete sich Hans Matthias Liebenwein zu Wort, der Obmann des österreichischen Pyrotechnikverbandes. Der Kärntner Experte und frühere Feuerwerks-Produzent zeigte sich noch hoffnungsfroh, dass heuer Silvesterraketen in die Luft steigen dürfen: "Man darf nicht vergessen, dass fast alle Feuerwerke als farbenfrohe und fröhliche Botschafter eines kommenden Jahres nur in der Silvesternacht abgefeuert werden – maximal bis zu eineinhalb Stunden.“ Das sei, so der Obmann, ein seit Jahrzehnten gelebtes und geliebtes Brauchtum, auf das der Großteil der Österreicher nicht verzichten möchte.
Allerdings sind auch die Nachteile der Silvesterkracherei verbrieft: Über 200 Personen verletzen sich laut Kuratorium für Verkehrssicherheit rund um Silvester beim Gebrauch von Pyrotechnik so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Dazu kommen tausende kleinere Verletzungen, wie etwa Verbrennungen und Hörschäden.
Umwelt-, Natur- und Klimabelastung
Das Feuerwerk sei, warnen Umweltschützer, zudem eine enorme Umwelt-, Natur- und Klimabelastung. So zeigten Studien aus Deutschland, dass binnen weniger Stunden zu Silvester so viel Feinstaub produziert wird, wie durch alle Kraftfahrzeuge in zwei Monaten. Die kleinen Partikel seien nach Einschätzung von Medizinern besonders gefährlich, dringen sie doch über die Atemwege in Lunge und Blutkreislauf ein. Auch für Tiere ist das Feuerwerk eine enorme Gefahr, so führt die Böllerei bei Vögeln zu Desorientierung und im schlimmsten Fall zum Tod, heißt es in einer Aussendung des Vereins "Tierschutzvolksbegehren".
Liebenwein spricht von "falscher Handhabung" und warnt vor "Fake News": Die Emissionswerte durch Feuerwerke seien vernachlässigbar.