Der zweite Lockdown unterbricht die Erholung der österreichischen Wirtschaft. Im November sank der Konjunkturindikator der Bank Austria auf minus 2,5 Punkte. Es war der stärkste monatliche Rückgang seit dem ersten Lockdownmonat April. Laut Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer steuert Österreich auf eine erneute Rezession über den Winter zu, jedoch dürfte der Einbruch weit nicht so stark ausfallen wie in der ersten Jahreshälfte 2020.
Für das vierten Quartal 2020 rechnet die Bank Austria mit einem deutlichen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Für das Gesamtjahr 2020 geht Bruckbauer von einem BIP-Rückgang von mehr als sieben Prozent aus. Nach einem schwachen Jahresstart sollte es im Frühjahr 2021 aber einen Rebound geben, der in der zweiten Jahreshälfte in eine anhaltende kräftige Erholung übergehen sollte. "Damit sollte die österreichische Wirtschaft 2021 ein Wirtschaftswachstum von 3,1 Prozent und 2022 von sogar 5,2 Prozent erreichen können", so Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Zum Vorkrisenniveau sollte in der ersten Hälfte 2022 aufgeschlossen sein.
Die derzeit hohe Sparneigung der Österreicher und die Verunsicherung der Konsumenten dürfte die Erholung bremsen. Zudem sei kommendes Jahr nicht mit einer Reallohnerhöhung zu rechnen, und Einkommensverluste durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit würden belasten.
Die Lage am Arbeitsmarkt dürfte über den Winter angespannt bleiben. "Durch den zweiten Lockdown wird sich der im November eingesetzte erneute Anstieg der Arbeitslosenquote in den kommenden Monaten in Richtung zehn Prozent fortsetzen, getrieben vor allem durch die verschlechterten Beschäftigungschancen im Dienstleistungssektor", so die Bank Austria. Erst ab der zweiten Jahreshälfte 2021 dürfte sich der Arbeitsmarkt etwas entspannen. Nach einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 10 Prozent im Jahr 2020 erwartet Pudschedl 2021 noch immer eine Quote von 9,6 Prozent. 2022 dann 8,7 Prozent - was noch immer deutlich über dem Niveau vor der Krise läge.
Die Inflation dürfte 2021 wie im Jahresschnitt 2020 bei 1,5 Prozent bleiben, ehe sie sich 2021 auf 1,9 Prozent erhöhen soll. Im Euroraum wird für kommendes Jahr nur mit einer Teuerung von 0,7 Prozent gerechnet, 2022 soll sie auf 1,6 Prozent ansteigen.