Die zweite Welle der Covid-19-Pandemie im Herbst hat die zwischenzeitliche Erholung der heimischen Wirtschaft wieder gebremst. Daher wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) heuer wohl um 7,1 Prozent schrumpfen, erwartet die Nationalbank (OeNB). Damit ist sie einen Hauch optimistischer als im Juni, als sie 7,2 Prozent Minus vorhersagte. Dafür ist die Vorhersage für 2021 mit plus 3,6 statt 4,0 Prozent weniger optimistisch. Mitte 2022 soll wieder das Vorkrisenniveau erreicht werden.
Das Budgetdefizit steigt laut OeNB heuer auf 9,2 Prozent des BIP und geht bis 2023 auf 1,4 Prozent zurück. Die Nationalbank geht davon aus, dass es zwar Anfang 2021 Impfstoffe geben wird, diese aber erst nach einem Jahr global effektiv angewendet werden. Daher können die Stützungsmaßnahmen für die Wirtschaft auch nur schrittweise zurückgefahren werden. "Im ersten Quartal 2021 sowie in geringerem Ausmaß auch noch im zweiten Quartal 2021 wird die wirtschaftliche Aktivität in und außerhalb Österreichs noch durch die Pandemie belastet", so die Nationalbank.
Weniger Schaden Zweiter Lockdown
Die gute Nachricht ist dabei, dass der zweite Lockdown jetzt im Herbst der Wirtschaft deutlich weniger schadet als der erste Lockdown im Frühjahr. Im Frühjahr hatte es im Jahresvergleich ein Minus von 25 Prozent gegeben, im Herbst dürfte das Minus "nur" die Hälfte, etwa 13 Prozent, betragen. Zu dieser relativen Verbesserung hat beigetragen, dass die Lieferketten nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen wurden, die Produktionsstätten offen blieben und allgemein Hoffnung auf Medikamente bzw. Impfungen zu einer größeren Zuversicht führen. Daher wird der Handel diesmal wenig betroffen sein, der Tourismus leidet allerdings wieder stark. Güter-und Dienstleistungsexporte, zu denen der Tourismus zählt, werden zusammen heuer um 12 Prozent einbrechen, erwartet die Nationalbank.
Heuer haben die Österreicherinnen und Österreicher ihre Konsumausgaben massiv reduziert und dafür viel Geld auf die hohe Kante gelegt - die Sparquote ist auf 13,7 Prozent gestiegen. Ein Teil dieses angesparten Geldes sollte aber 2021 wieder in den Konsum fließen, daher sei trotz stagnierender Realeinkommen ein Konsumwachstum von 3,9 Prozent zu erwarten.
Während in Österreich die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden der unselbstständig Tätigen heuer um 8,8 Prozent gefallen ist, ist dank Kurzarbeit die Zahl der Jobs nur um 2,3 Prozent gesunken. 2021 rechnet die OeNB "mit einem leichten Anstieg der Beschäftigung". Die Inflation (HVPI) dürfte heuer nur leicht auf 1,3 Prozent zurückgehen und dann langsam auf 1,7 Prozent in den Jahren 2022 und 2023 steigen. Die Staatsschuldenquote steigt 2020 und 2021 sehr stark an (auf 83,3 bzw. 86,4 Prozent des BIP) und geht danach bis 2023 geringfügig auf 82,5 Prozent des BIP zurück.