Vor sechs Jahren haben die Kärntner Andreas Röttl und Bianca Busetti gemeinsam mit dem Wiener Christian Papauschek"Journi" gegründet. Ein Online-Reisetagebuch, das unter anderem von Apple als beste Reise-App ausgezeichnet wurde. Binnen Sekunden können aus Tausenden Urlaubsfotos am Computer, Smartphone und Tablet ganze Fotobücher entstehen. Möglich gemacht durch Künstliche Intelligenz (KI).
"Ein Algorithmus analysiert die Fotos nach verschiedenen Merkmalen. Er erkennt bei der Bildauswahl auch Duplikate und weiß, was dem Nutzer gefällt. Zu 90 Prozent werden über den Algorithmus, der ständig angereichert wird, die für den Kunden richtigen Fotos ausgewählt", erklärt der Feldkirchner Röttl. Der Algorithmus hilft auch beim Anordnen der Bilder. Screenshots und Ähnliches werden automatisch herausgefiltert.
14 Minuten vom Download zum Kauf
Entwickelt hat sich das Fotobuch-Geschäftsmodell 2017 aus dem Online-Reisetagebuch. "Wir haben uns gesagt, dass es ja nicht sein kann, dass man für ein Fotobuch viele Stunden vor dem Computer sitzen muss. Am Anfang waren wir aber froh, wenn 20 bis 30 Fotobücher am Tag bestellt wurden. Heute haben wir knapp 2,5 Millionen Nutzer weltweit. Und es werden oft mehrere Tausend Fotobücher am Tag bestellt", erzählt Röttl. Während zu Beginn zwei Minuten für die Bearbeitung von 1000 Fotos benötigt wurden, seien es jetzt weniger als 30 Sekunden. "Vom Download der App bis zum Kauf des Fotobuches brauchen Kunden aktuell exakt 14 Minuten."
Der Umsatz ist mit den steigenden Nutzerzahlen ebenfalls in kürzester Zeit stark nach oben geschnellt. "Als wir mit den Fotobüchern so richtig losgelegt haben, lag er bei 200.000 Euro im Jahr, 2019 waren es 5,5 Millionen Euro", sagt Röttl. Gedruckt werden die Fotobücher von einem kleinen Unternehmen in Bayern. "Wir haben lange nach einem Partner gesucht. Unser Anspruch war eine Lösung für eine komplett plastikfreie Verpackung", erklärt Röttl. Und um sich von der Konkurrenz abzuheben, investiert das Unternehmen auch in Nachhaltigkeit. Die Überlegung, so Röttl war es, wie man der Natur etwas zurückgeben kann. "Deshalb pflanzen wir für rund 2500 Fotobücher je einen Baum. Alleine 2020 waren es 250.000 Bäume", sagt er.
Ziel: international wachsen
Besonders stark ist das Wachstum des ehemaligen Start-ups im deutschsprachigen Raum, aber auch Frankreich, Italien, Belgien, die Niederlande und Luxemburg sind mittlerweile wichtige Märkte. "Wir sind außerdem gerade dabei, zu testen, wo wir noch wachsen können. Seit diesem Jahr haben wir beispielsweise einen Druckpartner in Toronto", erzählt der Firmenchef. Interessant – auch aufgrund seiner Größe – sei der nordamerikanische Markt. Ziel für 2021 ist es, "weiter international zu wachsen".
Astrid Jäger