Nach fast drei Wochen Corona-Lockdown haben seit heute alle Geschäfte und Einkaufszentren wieder offen. Großflächige Inserate in den Wochenendbeilagen der Zeitungen mit angekündigten Megarabatten des Möbelhandels stoßen Handelsobmann Rainer Trefelik sauer auf. Schon am letzten Einkaufstag vor dem zweiten Lockdown lockten etliche Händler mit Rabatten und sorgten so für dichtes Gedränge und lange Schlangen.
"Auf unserem Factsheet stand auch entsprechend der Appell darauf, hier keine Rabattschlachten an den ersten beiden Tagen anzuzetteln. Hier waren auch einige dabei, die mich jetzt selber auch überrascht haben. Das finde ich schade", sagte Trefelik am Sonntag in der ZiB2 des ORF-Fernsehens. Man könne es wettbewerbsrechtlich nicht verbieten, aber es habe Calls gegeben, in denen sich die Vertreter des Handels abgestimmt hätten und es habe eine Empfehlung der Wirtschaftskammer gegeben.
XXXLutz-Sprecher und Marketing-Chef Thomas Saliger widerspricht. "Dort wurden keine Rabattaktionen besprochen, sondern Sicherheitskonzepte", sagte Saliger am Montag zur APA. Verschiedene Handelsbranchen hätten sich ausgetauscht und Tipps aufgenommen. XXXLutz und Kika werben gerade mit Rabatten von bis zu 50 Prozent. Die Rabattaktionen seien in einem üblichen Ausmaß und würden nicht die Frequenzwarengruppe - etwa Weihnachtsware - betreffen, so der XXXLutz-Sprecher.
Heißeste Handelsphase des Jahres
"Bitte nehmen wir uns alle an der Nase", appellierte Trefelik. Den Menschen blieben noch 15 Einkaufstage bis Weihnachten. Die Regierung kündigte bereits eine starke Polizeipräsenz in den Einkaufsstraßen und Einkaufszentren an, um ein Chaos zu vermeiden. Für Kunden und Mitarbeiter besteht weiterhin Maskenpflicht, pro Kunde müssen außerdem mindestens 10 Quadratmeter zur Verfügung stehen. In Shoppingcentern wird als Fläche nur jene von Geschäften gewertet.
Der Einzelhandel befindet sich gerade in der heißesten Phase des Jahres. Die Betriebe haben im Vorweihnachtsgeschäft Milliarden durch die coronabedingten Schließungen verloren. 17 geschlossene Einkaufstage würden bei den mehr als 22.000 Geschäften für einen Umsatzverlust von bis zu 2,7 Milliarden Euro sorgen, ermittelte der Handelsverband.
Der Standortberater RegioPlan rechnet mit einem Rückgang der Weihnachtsausgaben um 17 Prozent auf 1,75 Milliarden Euro. Die KMU Forschung Austria geht in einem optimistischen Szenario von einem Umsatzrückgang von 10 Prozent im stationären Einzelhandel aus, in einem negativen Szenario von über 30 Prozent.