Die Mayr-Melnhof Karton AG plant eine große Investition am Stamm-Standort im steirischen Frohnleiten. Mehr als hundert Millionen Euro fließen in den beiden kommenden Jahren in die Hochrüstung der Fabrik, wo Recycling-Karton vor allem für die Lebensmittelindustrie hergestellt wird. Das dahinter stehende Ziel ist spannend: Mayr Melnhof will noch viel mehr als bisher den Verpackungsmarkt, der zum größten Teil von Plastik dominiert wird, aufmischen.MM-Konzernchef Peter Oswald macht sich deshalb für die grundsätzlich geplante Kunststoffsteuer stark. Bei der Präsentation der vom Bund mit rund vier Millionen Euro unterstützten Investition adressierte Oswald diese Forderung auch an die ebenfalls anwesende Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP). Zudem sollte die Investitionsprämie auch bei großen Vorhaben voll zum Tragen kommen und nicht bei 50 Millionen Euro gedeckelt sein.
"Es ist eine mutige Entscheidung, es ist eine historische Entscheidung", erklärt Oswald. Mit dem größten Teil der gut 100 Millionen Euro wird die große Kartonmaschine aufgerüstet, konkret so mit Sensoren digitalisiert, dass künftig mit weniger Recycling-Fasereinsatz dünnerer, leichterer Karton produziert wird. Oswalds Ziel sind deutlich höhere Marktanteile für Karton am Verpackungsmarkt. Dabei hofft er auf den Druck durch die Konsumenten. Noch würden die Hersteller bei der Entscheidung für Plastik gerne mit den Mehrkosten argumentieren, die aber teilweise je Verpackungseinheit nur bei einem halben Cent lägen.
Die nächste Investition in ähnlicher Höhe nimmt bereits Formen an. Geht die Jagd auf neue Marktanteile auf, könnte sogar eine weitere Kartonmaschine in Frohnleiten gebaut werden. Der Zeitplan dafür liegt zwischen drei bis fünf Jahren.
Der Ausbau fuße grundsätzlich auf drei Eckpfeilern, so Oswald: "Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Wachstum." In Summe gehe es natürlich um ein "Maßnahmenbündel der Erneuerung und Erweiterung", das werde auch für regionale Zulieferer bedeutend sein. Oswald ist vor acht Monaten vom Papier- und Verpackungskonzerns Mondi als Nachfolger des langjährigen Vorstandschefs Wilhelm Hörmannseder zu Mayr Melnhof gekommen. Erst vor wenigen Wochen fällte er etwa die Entscheidung, die relativ kleine Kartonproduktion in Hirschwang/Rax mit 150 Mitarbeitern zu schließen.
Am Standort Frohnleiten sind derzeit rund 570 Mitarbeiter beschäftigt, pro Jahr werden 550.000 Tonnen Karton aus recyceltem Papier erzeugt - ein Fünftel des gesamten europäischen Jahresverbrauchs. Von der Krise ist der Konzern relativ wenig betroffen. Die Geschäfte laufen Oswald zufolge gut.
"Frohe Botschaft für den Standort Österreich"
Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck streicht die Unterstützung derartiger Investitionen durch die staatliche Investitionsprämie hervor. Vier von fünf Unternehmen seien laut Wifo-Daten von der Coronakrise betroffen. "Es freut mich daher sehr, dass Mayr-Melnhof in Österreich investiert - das sichert Arbeitsplätze und schafft neue Arbeitsplätze." Diese Investition sei "eine frohe Botschaft für den Standort Österreich". Dieser Schritt mache das Unternehmen noch zukunftsfähiger.
Für die Investitionsprämie habe es bereits 53.000 Anträge gegeben, die ein Investitionsvolumen von 22 Milliarden Euro auslösen, soeben sei die dritte Milliarde für dieses Instrument freigegeben worden.
Ziel der Investition
Innovative volldigitalisierte Prozesse sollen die Effizienz in der Altpapieraufbereitung deutlich erhöhen und gleichzeitig den spezifischen Verbrauch von Energie und Wasser senken, wird betont. "Neueste Produktionstechnologien in der Kartonfertigung steigern Produktqualität und Kapazitäten als Voraussetzung für weitere Einsatzmöglichkeiten von Recyclingkarton z.B. auch im Plastikersatz. Hochautomatisierte Logistik wird die Warenbewegung signifikant beschleunigen".
"Starkes Signal für steirischen Wirtschaftsstandort"
„Die aktuelle Investition von Mayr-Melnhof mit dem Fokus auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit ist ein absolutes Zukunftsprojekt. Solche Investitionen sind der Schlüssel dafür, dass die Steiermark die Corona-Krise gut meistern kann. Ich danke Mayr-Melnhof für dieses starke Signal und das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Steiermark“, so Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl, die in diesem Zusammenhang auch die Investitionsprämie des Bundes hervorstreicht: „Die Bundesregierung hat mit der Investitionsprämie das richtige Instrument geschaffen, das von vielen steirischen Unternehmen gerne angenommen wird, um gestärkt aus der Krise hervor zu gehen!“
Claudia Haase