Für die Logistikbranche ist die Zeit rund um Weihnachten auch sonst ein Megageschäft. Doch heuer lassen die Geschäftsschließungen die Paketflut explodieren. "Bei der Österreichischen Post purzelt gerade ein Mengenrekord nach dem anderen", teilte der Staatskonzern am Donnerstag mit. In den vergangenen drei Tagen seien jeweils mehr als eine Million Pakete pro Tag transportiert worden. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl der Pakete um knapp 40 Prozent gestiegen.
"Wir haben uns das Jahr über gut auf die Hochsaison vorbereitet, die Vorweihnachtszeit im Coronajahr übertrifft selbst unsere höchsten Erwartungen", sagte Post-Chef Georg Pölzl laut einer Aussendung. Die Post appelliert daher an die Menschen, ihre Bestellungen frühzeitig zu tätigen und einzuplanen, dass die Lieferung aktuell etwas länger dauern könnte. Vor dem Hintergrund der enormen Paketmengen würden Pakete in der Vorweihnachtszeit aber auch am Wochenende sortiert und zugestellt.
Rekordmengen bis zum Heiligen Abend
Der Spitzenwert in der Weihnachtssaison 2019 wurde am 11. Dezember mit 765.000 verteilten Paketen erzielt. An durchschnittlichen Tagen werden aktuell über 800.000 Pakete pro Tag befördert, Rekordmengen wie in den letzten Tagen seien auch weiterhin bis zum Heiligen Abend zu erwarten.
Für die Bewältigung dieser Mengen hat die Post den Angaben zufolge Personal aufgestockt und mehr Fahrzeuge in Betrieb. So sind nun bis zu 1300 zusätzliche Arbeitskräfte und entsprechend dafür notwendige weitere Fahrzeuge, wie LKW, Container und Zustellfahrzeuge, im Einsatz.
"Mitarbeiter mental und körperlich am Ende"
Angesichts dieser Paketflut, die die Post-Beschäftigen derzeit stemmen müssen, warnt Post-Gewerkschafter Helmut Köstinger: Die Mitarbeiter seien mental und körperlich am Ende, sie könnten sich vor Paketen kaum noch retten. Dennoch plane die Postführung bereits neuerliche Belastungen zu Beginn des Jahres. "Das ist unglaublich und untragbar", so der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten (GPF) am Donnerstag in einer Aussendung.
Der Paket-Boom im Vorweihnachtsgeschäft fordert ihren Tribut. Seit Wochen würden sich überforderte Postmitarbeiter aus der Zustellung, den Verteilzentren und den Filialen an die GPF wenden "und klagen über Personalnot, Überlastung, Platznot und viele andere Probleme. Die Betroffenen sprechen bereits von permanenter psychischer und physischer Überforderung", so Köstinger.
Der Gewerkschafter kritisiert, dass die Post "krampfhaft" am versetzten Dienstbeginn festhält. Um die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen, hat die Post den Dienstbeginn versetzt. Beispielsweise startet ein Teil der Zustellung um 6.30 Uhr und der zweite Teil um 8.00 Uhr. Damit sollen die persönlichen Kontakte der Beschäftigten reduziert werden. Diese Maßnahme habe jedoch zur Folge, dass die Zusteller und Zustellerinnen "unter enormen Zeitdruck bis in die Dunkelheit ihrer Arbeit nachgehen müssen", so Köstinger. "Dazu kommt die Ankündigung an die Post-Mitarbeiter*innen, dass im kommenden Jahr weitere Arbeitsplätze eingespart werden. Da vermisse ich jegliches Fingerspitzengefühl."
Die angekündigte Lockerung der Corona-Maßnahmen ab 7. Dezember solle von der Postführung zum Anlass genommen werden, den versetzten Dienstbeginn wieder abzuschaffen, um allen Zustellern einen früheren Dienstbeginn zu ermöglichen, fordert Köstinger.