Langsam, aber sicher ist der Wandel beim täglichen Bezahlen mit Händen greifbar. In Corona-Zeiten sticht die Karte immer öfter Bares. Vier von zehn Konsumenten im Euroraum haben ihre Bezahlgewohnheiten durch die Pandemie verändert, hat die Europäische Zentralbank EZB bei einer Befragung ermittelt. Demnach wollen die meisten zwar zum Bargeld zurückkehren, ob das dann auch wirklich so ist, wird sich erst nach dem Überwinden der Krise zeigen. Vor Corona war Bargeld jedenfalls unangefochten das erste Mittel der Wahl, um im Geschäft einen Betrag zu begleichen. Vor allem, wenn dieser klein war, haben die meisten Menschen in der Euro-Zone, konkret 73 Prozent, zu Münzen und Scheinen gegriffen.
Allerdings stammen diese nun veröffentlichten Zahlen aus einer 2019 durchgeführten Studie, bei der mehr als 42.000 Menschen im gesamten Euroraum der EZB Auskunft über ihre Bezahlmethoden gaben. Heuer erfolgte aber noch eine ergänzende Befragung, um den Pandemie-Folgen zumindest etwas Rechnung zu tragen.
Bargeldbestände in den Haushalten nehmen aber zu
Der Studie zufolge nutzten im Euroraum bereits 24 Prozent der Menschen Karten auch für kleinere Zahlungen. 28 Prozent verfügten über Bezahlmethoden per Handy. In Österreich war die Affinität zum Bargeld noch deutlich höher. Hierzulande zückten von den gut 2100 Befragten nach wie vor 79 Prozent ihre Börsel, um Einkäufe, aber auch Privatpersonen bar zu bezahlen. Hier hatten nur 19 Prozent Bezahl-Apps am Handy. Den Österreichern ist es demnach „sehr wichtig“, bar zahlen zu können. Im Euroraum spielte das nur für 32 Prozent eine Rolle, in Österreich noch für 53 Prozent. Geld in der Nähe vom Bankomaten beheben zu können, fanden 67 Prozent der Österreicher sehr einfach, aber nur 50 Prozent der Bürger im Euroraum. Davon machten die Österreicher zu Beginn der Krise stark Gebrauch: Im Schnitt hortete ein Haushalt im ersten Halbjahr 2020 rund 350 Euro daheim. Der Bargeldbestand der Haushalte stieg in diesem Zeitraum um 1,4 Milliarden Euro.
Die EZB betont explizit, den Bürgern alle Wege des Bezahlens zu garantieren. „Für uns ist es überaus wichtig, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Zahlungsmethode frei wählen können“, versichert EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta. Gleichzeitig gelte es, Innovationen im elektronischen Zahlungsverkehr zu fördern. Dazu zählt etwa eine digitale Version des Euro, an der inzwischen intensiv gearbeitet wird. Wann diese Ergänzung zum Bargeld tatsächlich kommen soll, ist offen. Eine offizielle Entscheidung darüber steht noch aus.
Claudia Haase