Die Digitalwährung Bitcoin ist so wertvoll wie nie. Am Montag stieg der Kurs der ältesten und bekanntesten Kryptowährung auf der Handelsplattform Bitstamp bis auf 19.808 US-Dollar (16.615 Euro). Damit wurde das etwa drei Jahre alte Rekordhoch von Ende 2017 übertroffen. Im Dezember 2017 kostete eine Bitcoin 19.511 Dollar. Im Jahr darauf fiel der Wert dann drastisch um 75 Prozent.
Bemerkenswert: Noch vor zwei Monaten lag der Kurs unter der 10.000 US-Dollar-Marke. Kein Wunder, dass Kritiker nun vor einer Spekulationsblase wie im Jahr 2017 warnen. Allerdings hat sich die Lage doch deutlich verändert. Den Anfang nahm die derzeitige Kursrallye mit der Ankündigung von Paypal, künftig Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum die Kryptowährung plötzlich für Anleger interessant ist.
So wie auch die Börse profitiert der Bitcoin-Kurs von der Hoffnung auf ein baldiges Ende der Coronakrise. Gleichzeitig fluten die großen Notenbanken die Märkte mit frischem Geld und wollen mit Strafzinsen verhindern, dass dieses Geld auf Sparbüchern und Konten lagert. Investoren suchen daher verstärkt nach Anlage-Alternativen und Bitcoin ist eine davon.
Digitaler Euro
Ein weiterer Grund für den neuerlichen Run auf die Kryptowährung liegt auch in den Projekten der Zentralbanken. Denn alle großen Notenbanken arbeiten bereits an digitalen Währungen. In Europa wäre ein solcher E-Euro eine elektronische Form von Zentralbankgeld und könnte von der breiten Bevölkerung genutzt werden. "Er würde Bargeld ergänzen, nicht ersetzen", sagte EZB-Direktor Fabio Panetta am Freitag auf einer Bundesbank-Konferenz zum Zahlungsverkehr.
Die Diskussion um die Einführung von digitalem Zentralbankgeld hat auch deshalb an Tempo gewonnen, weil das weltgrößte Internet-Netzwerk Facebook mit seiner eigenen Digitalwährung Libra auf den Markt drängt. Die Pläne haben Regierungen, Aufseher und Zentralbanken weltweit aufgeschreckt. Laut "Financial Times" will Facebook Libra schon im Jänner an den Start bringen.
Regulierung
Außerdem hat sich in den vergangenen Jahren sich ein ganzer Markt für Krypto-Produkte entwickelt. Inzwischen gibt es viele Investitions-Produkte, die eine Kryptowährungen nutzen. Solche "Stable-Coins" sind meist mit echten Werten hinterlegt, wie einer Immobilie. Allerdings ist Vorsicht geboten, denn auch zahlreiche Betrüger versuchen ihre Opfer mit Pseudo-Kryptowährungen, sogenannten Scam-Coins, über das Ohr zu hauen. In Österreich hat die Politik inzwischen reagiert. Seit 2020 müssen Firmen, die mit Kryptowährungen arbeiten, eine Bewilligung der Finanzmarktaufsicht haben. Gibt es diese nicht, sollte man keinesfalls investieren.
Die strengere Regulierung kann aber nicht alle Kehrseiten der Medaille beseitigen. Bitcoin werden immer noch häufig für Geschäfte im Darknet verwendet, dem für illegale Geschäfte genutzten Teil des Internets. Außerdem kommt es immer wieder zu Hackerangriffen auf Cyber-Plattformen, bei denen digitale Münzen erbeutet werden. Ein großes Thema ist auch Geldwäsche, da mit Kryptowährungen selbst große Summen anonym in sekundenschnelle um die halbe Welt geschickt werden können.