Der zweite Lockdown beschert Österreich über den Winter eine leichte Rezession, konkret im letzten Quartal dieses Jahres und Anfang 2021. Davon gehen die Konjunkturexperten der Bank Austria aus. Zudem erwarten die Ökonomen, dass der Lockdown in den meisten Ländern Europas bis zum Beginn des Frühjahrs - also bis Ende des ersten Quartals 2021 - andauern wird, nur teils unterbrochen durch gewisse Lockerungen rund um Weihnachten bzw. mit einem geöffneten Einzelhandel.

2021 werde man "noch nicht die richtige Erholung" sehen, sagte Chefökonom Stefan Bruckbauer am Donnerstag in einem Online-Pressegespräch: "Erst 2022 wird uns auf das ökonomische Niveau von 2019 zurückführen." Für heuer rechnet das Institut mit 7,5 Prozent BIP-Rückgang in Österreich, für 2021 mit 3,1 Prozent Plus und erst für 2022 mit einem etwas kräftigeren Anstieg von 5,2 Prozent.

Sollte jedoch die Impfstoff-Hoffnung enttäuscht werden und das Virusgeschehen etwa gleich hoch bleiben und es im zweiten Halbjahr 2021 wieder einen Lockdown geben, müsse man damit rechnen, dass die Wirtschaft noch länger leide. Das würde dann für 2021 nur 1,8 Prozent BIP-Wachstum statt drei Prozent und für 2022 lediglich 1,6 Prozent Zuwachs bedeuten statt mehr als fünf Prozent, so Bruckbauer.

EZB-Krisenprogramme

Der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank (OeNB), Robert Holzmann, rechnet angesichts voraussichtlich verfügbarer Corona-Impfstoffe ab Mitte 2021 mit einem anhaltenden Anziehen der Konjunktur im Euroraum. "Ich bin grundsätzlich ein optimistischer Mensch. Davon ganz abgesehen sprechen auch die Fakten für eine nachhaltige Wirtschaftserholung zumindest ab Mitte nächsten Jahres", sagte das EZB-Ratsmitglied am Donnerstag in einem Interview mit dem "Börsen-Kurier".

Die weitere Dauer des Krisen-Anleihenkaufprogramms PEPP der EZB oder mögliche erneute Hilfsmaßnahmen würden auch von einer baldigen Zulassung und der Wirkung der Impfstoffe abhängen.

Die nächste Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) ist für den 10. Dezember geplant. Notenbank-Chefin Christine Lagarde hatte bereits signalisiert, dass die EZB angesichts erneuter Einschränkungen in den Euro-Ländern zur Eindämmung der zweiten Pandemiewelle ihre geldpolitischen Hilfen erneut aufstocken könnte.

Auf der Dezember-Sitzung sei der Umfang allfälliger neuer Programme sicherlich zu diskutieren, sagte Holzmann. "Man wird ihn von den dann neu verfügbaren, vierteljährlichen Konjunkturprognosen abhängig machen." Es gehe aber nicht so sehr um Quantität, sondern mehr um Qualität der geldpolitischen Schritte.