Die Banken müssen sich darauf vorbereiten, dass Stützungsmaßnahmen von Regierung und Aufsicht - auch die in der Coronakrise forcierten Kreditmoratorien - auslaufen. Dann steigt der Druck auf Kreditkunden. Auch die Nationalbank erwartet 2021 zunehmende Insolvenzen, was die Kreditqualität in den Bankbilanzen merklich verschlechtern werde. Die Geldhäuser begannen bereits, mehr Geld für Risikokredite zurückzulegen, was im ersten Halbjahr 2020 schon Gewinne einbrechen ließ.
"Banken in robuster Verfassung"
Die Banken seien inmitten in der Coronakrise jedoch in robuster Verfassung, die Risiken für die Finanzmarktstabilität aus Notenbanksicht aus heutiger Sicht daher bewältigbar - wenngleich im anhaltenden Niedrigzinsumfeld auch von umfassenden Herausforderungen die Rede ist.
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie führten im ersten Halbjahr 2020 zu einem massiven Rückgang der Wirtschaftstätigkeit im Land. Nach einer kräftigen Erholung im dritten Quartal kam der konjunkturelle Aufholprozess zum Erliegen. Der zweite Lockdown im November wird - so rechnet die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) - voraussichtlich einen neuerlichen, wenngleich im Vergleich zum Frühjahr 2020 geringeren Wirtschaftseinbruch bewirken.
Firmeninsolvenzen rückläufig
Die umfangreichen Unterstützungsmaßnahmen federten die Auswirkungen der Pandemie auf die Realwirtschaft ab. Die Firmeninsolvenzen entwickelten sich im zweiten und dritten Quartal sogar rückläufig, wenngleich dies auch aufgrund der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht bei Überschuldung der Fall gewesen sei, wie die OeNB am Mittwoch zur Vorlage des Finanzmarktstabilitätsberichts schrieb.
Verschuldungsgrad der Unternehmen steigt
Auf Sicht werde der Verschuldungsgrad der Unternehmen steigen, gleichzeitig würden sinkende Unternehmensgewinne als Folge des Wirtschaftsabschwungs die Mittel verringern, die für den Schuldendienst zur Verfügung stehen, und überdies den Eigenkapitalaufbau belasten. Ein von der OeNB entwickeltes Modell zur Abschätzung der zu erwartenden Unternehmensinsolvenzen zeige, dass die umfangreichen Hilfsmaßnahmen die Anzahl der Insolvenzen im heurigen Jahr um rund zwei Drittel reduzierten.
Neben den schon seit längerem bestehenden massiven Herausforderungen aufgrund des Niedrigzinsumfelds belasten nun auch höhere Wertberichtigungen die Profitabilität des österreichischen Bankensektors. In dem Umfeld empfahl die Notenbank der heimischen Kreditwirtschaft, in Anbetracht weiter steigender Kreditrisiken und erhöhter Unsicherheit das Augenmerk auf eine solide Kapitalbasis zu legen, das heiße auch in Übereinstimmung mit europäischen Empfehlungen Abstand von Aktienrückkäufen zu nehmen und Gewinnausschüttungen sorgfältig abzuwägen, sich auf das Auslaufen von Zahlungsmoratorien und staatlichen Garantien für Kredite vorzubereiten und die operative Effizienz weiter zu steigern.