Der Schuhhandel zählt zu den Branchen, denen die Coronakrise samt all ihren Auswirkungen mit am meisten zusetzt. Die steirische Leder&Schuh-Gruppe (Humanic, Shoe4You), die im Geschäftsjahr 2019 noch einen Gewinn gemacht hat, erwartet für 2020 rote Zahlen. Das Ergebnis werde "deutlich negativ" sein, geht aus dem kürzlich im Firmenbuch eingetragenen Jahresabschluss hervor. Staatliche Hilfen halten die Firma am Leben.
Das in Graz ansässige Unternehmen hat heuer vom Bund bereits eine Garantie für einen zusätzlichen Kredit von in Summe 33 Mio. Euro bekommen - der Antrag dafür ist laut Bericht am 20. Mai genehmigt worden. Die österreichischen Beschäftigten sind in Kurzarbeit. Auch von einer teilweisen Möglichkeit zur Mietfreistellung habe die Gesellschaft profitiert. Bei den ausländischen Tochtergesellschaften seien Anträge zum Zuschuss zu den Personalkosten gestellt worden.
Shitstorm
Kurz vor dem zweiten Lockdown halste sich Humanic noch einen Shitstorm in den sozialen Medien auf. Das Unternehmen lockte mit einer Minus-50-Prozent-Aktion, was lange Menschenschlangen vor den Filialen zur Folge hatte. "In der Hitze des Gefechts" habe er versucht, noch möglichst viel Saisonware abzuverkaufen, sagte Leder & Schuh-Vorstand Michael Rumerstorfer vorige Woche zum "Kurier". Die Winterware ist bestellt, die Lager sind voll, die Geschäfte aber zu.
Rumerstorfer rechnet mit 40 Prozent Umsatzersatz, aber auch mit einer Deckelung bei 3 Mio. Euro, sagte der Manager der Zeitung. Das Unternehmen ist in Österreich mit 140 Geschäften vertreten und beschäftigt 2.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In Kürze wird das Weihnachtsgeld fällig. "Der November ist traditionell einer der umsatzstärksten Monate im Schuhhandel - und normalerweise auch der margenstärkste, weil es um diese Zeit sonst so gut wie keine Abverkäufe gibt", sagte Rumerstorfer.
Die Onlineumsätze hätten sich zwar verdoppelt, doch den Umsatzausfall in europaweit 200 Geschäften könne das Onlinegeschäft nicht kompensieren, räumte Rumerstorfer ein.
2019 erzielte der Schuhhändler noch einen Gewinn von 1,6 Mio. Euro, was jedoch einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Jahr 2018 bedeutete, wo rund 4 Mio. Euro Gewinn erwirtschaftet wurde. Auch das Betriebsergebnis (EBIT) lag mit 1,4 Mio. Euro um über 1 Mio. Euro unter dem Jahr davor. Die Ergebnisverschlechterung war laut Lagebericht auf gestiegene Kosten, insbesondere Personalkosten, zurückzuführen. Die Gruppe ist mit ihren Marken Humanic und Shoe4You in neun europäischen Ländern tätig.