Noch am Samstagabend hat sich Humanic, das mit einer höchst umstrittenen Rabattaktion drei Tage vor dem Lockdown II im Handel für Aufsehen und Ärger sorgte, bei seinen Fans auf Facebook bedankt: "DANKE, dass ihr heute vor und in unseren Filialen so diszipliniert gewesen seid! SCHÖN, dass ihr mit unserem Offer so viel Freude habt! SORRY an die, die die Initiative weniger gut finden!"
Die Aktion - die gesamte Ware wurde zum halben Preis verkauft - argumentierte Humanic damals so: "Vor der Wahl, auf unserer Winterware sitzen zu bleiben oder damit Menschen noch eine Freude vor dem nächsten Lockdown zu machen, haben wir uns für Letzteres entschieden. Und nach all der Verunsicherung scheint das bei vielen wirklich willkommen gewesen zu sein."
Das sah man an den langen Schlangen vor Humanic-Geschäften, die auf Social Media wegen der höheren Infektionsgefahr die Wogen hochgehen ließen. Sichtbar auch an über 1850 Kommentaren auf der Humanic-Seite: Viele User gingen mit dem Schuhkonzern kritisch ins Gericht, manche kündigten sogar einen Boykott von Humanic an.
Umdenken um 180 Grad
Das dürfte wohl zum Umdenken geführt haben: 25 Stunden später fand nun eine Kehrtwende um 180 Grad in der Humanic-Zentrale (oder jedenfalls beim Social Media-Team) statt. Sonntagabend bat Humanic um "Entschuldigung".
"Es gibt nichts schönzureden. Wir entschuldigen uns" steht nun im jüngsten Beitrag auf der Facebook-Seite von Humanic. Und weiter: "Die Kritik schmerzt und sie ist berechtigt! Wir entschuldigen uns für unsere kurzfristige – und wie wir eingestehen müssen kurzsichtige – Aktion am Samstag."
"Newsletter ohne weitere Marketingmaßnahmen"
Man habe kurzfristig einen Newsletter an die Mitglieder des Kundenclubs versandt, "ohne weitere Marketingmaßnahmen zu setzen."
Die Resonanz darauf habe man "völlig unterschätzt". Mit einem derartigen Ansturm sei "auch aufgrund aller uns vorliegenden Erfahrungswerte nicht im Entferntesten zu rechnen" gewesen. "Wir bedauern diesen Fehler zutiefst und möchten uns bei allen, bei denen durch den großen Andrang Irritationen entstanden sind, in aller Form entschuldigen." Und weiter: "Wir und auch zahlreiche weitere österreichische Unternehmen leben vom Saisongeschäft. Es gibt ein Zeitfenster, in dem die Bevölkerung saisonale Winterartikel kauft. Das ist üblicherweise genau jetzt."
Die Reaktionen darauf waren geteilt - manche nahmen Humanic die Entschuldigung ab, andere äußerten Zweifel, ob die Aktion tatsächlich nicht so nicht geplant war, schließlich wurde auch bei den Shopeingängen mit Plakaten deutlich darauf aufmerksam gemacht.
Eine - angebliche - Mitarbeiterin meldete sich ebenfalls zu Wort und meinte, sie habe nur glückliche Kunden gesehen - alle, die sich an der Aktion stoßen, sollten "das Haus nicht mehr verlassen, bis es einen Impfstoff gibt."
So oder so: Das große Geschäft mit den Schuhen hatte Humanic freilich zum Zeitpunkt der Entschuldigung schon in der Tasche.