Das Unternehmen Biontech macht mit einer vielversprechenden Studie für seinen Corona-Impfstoff Furore. Der Wirkstoff auf Basis von Messanger-RNA (mRNA) gehört zu den aussichtsreichen Kandidaten für eine baldige Zulassung. Doch im Fokus des 2008 gegründeten Biotech-Unternehmen standen ursprünglich individuell auf Patienten zugeschnittene Immuntherapien gegen Krebs auf mRNA-Basis. In der Entwicklung der Immuntherapie setzte das Unternehmen weltweite Standards. Inzwischen gibt es bereits gegen mehrere Krebsarten Wirkstoff von Biontech.
Bald erkannten die Forscher, dass die selbe Technologie sich auch für die Herstellung von Impfstoffen eignen könnte. Es wurde Forschungsprojekte mit Pfizer und der University of Pennsylvania gestartet. In Zusammenarbeit mit der Bill & Melinda Gates Stiftung wird unter anderem an einem Impfstoff gegen HIV gearbeitet. Kurz nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie begann das Unternehmen dann mit der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Covid-19.
Corona-Impfstoff
Der Impfstoff BNT162b2 war von Biontech im Projekt "Lighspeed" (Lichtgeschwindigkeit) seit Mitte Jänner entwickelt worden. Die für eine Zulassung entscheidende Phase-3-Studie begann ab Ende Juli in verschiedenen Ländern. Inzwischen haben mehr als 43.500 Menschen mindestens eine der beiden Impfungen bekommen, die im Abstand von drei Wochen verabreicht werden. Ein Impfschutz wird nach Angaben der Hersteller eine Woche nach der zweiten Injektion erreicht.
Für den Corona-Impfstoff gilt wegen der besonderen Dringlichkeit ein beschleunigter Zulassungsprozess. Bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA können Arzneimittelhersteller schon vor dem kompletten Zulassungsantrag einzelne Teile zu Qualität, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit eines Präparats einreichen.
Produktion in Österreich
Für die Herstellung des Impfstoffes für die Testphase hat sich BioNTech übrigens an das österreichische Unternehmen Polymun gewendet. Und auch nach der Zulassung könnte die Produktion in der Fertigungsanlage in Klosterneuburg übernommen werden.
Konkret werden die von Biontech entwickelten mRNA-Komponenten mit Lipiden "formuliert". Das Wort "Zusammenmischen" greife hier zu kurz, erklärt Polymun-Geschäftsführer Dietmar Katinger. Konkret entstünden "Lipidnanopartikel", extrem kleine Kügelchen, die als Träger des Impfstoffes dienen. "Dieses Verfahren ist unser Knowhow", sagt Kantinger. Wobei er unterstreicht, dass ein Team rund um den Forscher Andreas Wagner für das Projekt verantwortlich zeichnet.
"Für die Testreihe haben wir auch die Abfüllung in Glasfläschcen übernommen." Katinger rechnet damit, auch bei der finalen Produktion mit an Bord zu sein.
Börsengang
Seit der Gründung ist das Unternehmen stark gewachsen und hat mittlerweile mehr als 1100 Mitarbeiter weltweit. Im Herbst 2019 sammelte Biontech beim Börsengang in den USA 150 Millionen Dollar (rund 135 Millionen Euro) ein, weniger als zunächst geplant. 2020 übernahm Biontech den US-Krebsspezialisten Neon Therapeutics.
Im Sommer 2020 konnte BioNTech dann eine Kapitalerhöhung unter Dach und Fach bringen in Höhe von 512 Millionen US-Dollar. Die frischen Mittel sollen für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Covid-19-Virus sowie für Krebsmittel verwendet werden.