Die Geschichte Tupperwares ist bewegt, die letzten Monate waren es umso mehr. 1946 vom Chemiker Earl Tupper gegründet, wird das Unternehmen zum Kult und die Marke zum Gattungsnamen. Bereits zwei Jahre nach dem Markteintritt werden die „Wunderschüsseln“ mit ihrem luft- und wasserdicht schließenden Deckel erstmals via „Tupperware-Party“ vertrieben, seit 1965 sind Tupperware-Produkte in Österreich erhältlich. Heute findet man sie dort in acht von zehn Haushalten, über 90 Prozent der Österreicher kennen die Marke.
Eine Marke, auf die bereits mehrere Abgesänge stattfanden. Zuletzt, als weltweit die ersten Corona-Lockdowns in die Länder zogen, wurde der Tupperware-Party als wichtigstem Vertriebsweg die Existenzgrundlage entzogen. Der Kärntner Großhändler Andreas Flek schloss nach elf Jahren seine Firma. „Die ältere Generation und damit wichtigste Tupperware-Zielgruppe stirbt langsam aus“, sagt Flek. Und: „Unsere Produkte sind erklärungsbedürftig und im Internet ist das nur bedingt möglich. Dort gibt es keine direkte Ansprache.“ Waren es 2015 allein in Kärnten noch 400 Tupperware-Berater, sind heute noch gut 140 aktiv.
Aktie: Seit Jahresbeginn plus 230 Prozent
Doch nach der anfänglichen Erschütterung scheint nun ausgerechnet die Krise mit Fortdauer als unternehmerischer Hoffnungsschimmer. Weil die Menschen immer mehr Zeit zu Hause verbringen, erfreuen sich auch jene Produkte stärkerer Nachfrage, die auf eine regelmäßige Verwendung im Haushalt abzielen. An der Börse legte die zuvor schwer gebeutelte Tupperware-Aktie deswegen seit Jahresbeginn mehr als 230 Prozent zu und notiert nach dem historischen 1,2-Dollar-Tief im März wieder bei 30 US-Dollar.
Zudem gelang dem Konzern mit Hauptsitz in Florida zuletzt mancher Evolutionsschritt. Via WhatsApp oder Zoom wanderte die Tupperware-Party ins Netz, 15 Prozent des US-Umsatzes werden heute laut der Agentur Bloomberg mit Online-Verkäufen erzielt. Auch das Produktportfolio wurde diversifiziert. Neben der Frischhaltedose, einst ein Designklassiker, hat Tupperware heute eine Palette von anderen Artikeln wie Wasserfiltern oder Kosmetik- und Körperpflegeprodukten im Portfolio. Nicht zuletzt schnitt Neo-Boss Miguel Fernandez tief ins Fleisch des hoch verschuldeten Betriebs und verordnete ein gigantisches Sparprogramm, das allein bis Jahresende 180 Millionen Euro an Kosten vernichten soll und den letzten Quartalsgewinn bereits auf 63,8 Millionen US-Dollar hob.
Kochboxen-Versender verdreifacht Gewinn
Von steigenden Gewinnen trotz einer veritablen Wirtschaftskrise können indes auch andere Unternehmen im Haushalts-Dunstkreis berichten. Der deutsche Kochboxen-Versender Hellofresh meldete dieser Tage, zwischen Juli und Ende September 74,4 Millionen Euro verdient zu haben – mehr als dreimal so viel wie im Vergleichszeitraum des letzten Jahres. Gut durch die Krise kommt etwa auch der Thermomix-Konzern Vorwerk, weiters große Profiteure der letzten Monate sind die Zustelldienste. Auch in Österreich, wo im ersten Lockdown im Frühling 48 Millionen Pakete verschickt wurden. Fünf Millionen mehr als im Quartal davor.