Ein Verlust von 341 Millionen Euro ist bis Ende September zusammengekommen. Bis Jahresende dürften mindestens 120 Millionen dazukommen. Mehr als 40 Millionen Euro im Monat verbrennt die Airline derzeit. „Es ist eine echte Katastrophe“, bringt es Finanzchef Andreas Otto auf den Punkt. Der im Mai mühsam erkämpfte Rettungsplan über 600 Millionen Euro reicht nur dann aus, wenn die Pandemie im Sommer 2021 ausgestanden ist. „Wenn der kommende Sommer wie von führenden Politikern in Aussicht gestellt, wieder ein halbwegs normaler Sommer wird, dann kommen wir auch mit dem, was wir vereinbart haben und aktuell auf dem Konto haben, über den Berg“, so AUA-Chef Alexis von Hoensbroech.
Hoffnungen setzt die AUA in Corona-Schnelltests. Mit ihnen habe man ein gutes Werkzeug in der Hand. Gerade beim Fliegen, wo man über Passagierdaten und Kontrollpunkte verfüge, könne man so „die mit Abstand sicherste Reisekette aufbauen“, glaubt der AUA-Chef.
Eine zweite Coronawelle hatte die AUA gar nicht auf dem Radar, man war von stetiger Besserung der Lage ausgegangen. Für die nächsten Wochen und Monate dürfe man sich keine Illusionen machen, sagt von Hoensbroech jetzt: „Es wird eher noch schlimmer werden.“ Am Donnerstag wurde der Flugplan massiv zusammengestrichen, von 20 Prozent im Vergleich zum Normalbetrieb auf zehn Prozent. Die Strecke Klagenfurt ist wieder dicht. Nach den Crew-Basen werden in den Bundesländern 2021 auch die Wartungen eingestellt, darunter auch in Graz. Wie viele Jobs betroffen sind, sagte AUA-Vorstand Jens Ritter nicht. Es gebe Angebote für Wien. Aber auch dort und in Bratislava erfolgen „Kapazitätsanpassungen“.
500 Mitarbeiter haben AUA bereits verlassen
Eng wird es für die Airline, wenn sie auch 2021 mit weniger als 20 Prozent ihrer Kapazität fliegt. „Dann wird es schwierig werden“, so von Hoensbroech. Davon gehe man nicht aus. „Aber niemand weiß, wie extrem die Krise noch wird, kein Stabilisierungspaket kann für alle Eventualitäten und alle Ewigkeit vorhalten.“ Eine kontrollierte Bruchlandung, von der offiziell freilich keine Rede ist, könnte jedenfalls auf die härteste Tour auch anderen Ballast abwerfen: Die Airline muss für rund 550 Pensionisten – großteils Ex-Piloten oder Vorstände – immer wieder Millionenbeträge nachzahlen und hohe Beträge in der Bilanz vorhalten, 130 Millionen Euro waren es Ende 2019.
Sie sollen einen Beitrag leisten, fordert der Vorstand angesichts des Spardiktats für die 6600 Mitarbeiter, von denen die meisten vorerst bis Beginn 2021 in Kurzarbeit sind. Verhandlungen darüber laufen bereits. Allerdings dürfte die Verhandlungsbereitschaft der Betroffenen nicht allzu groß sein. Weil es um vertraglich zugesicherte Fixbeträge geht, ist das „juristisch knifflig,“ so von Hoensbroech. Bis 2022 werden, wie berichtet, 1100 Vollzeitstellen abgebaut, rund 500 Mitarbeiter haben die AUA inzwischen verlassen, was 350 Vollzeitstellen entspricht.
Claudia Haase