Keine guten Nachrichten hatte heute der Chef des Wiener Instituts fürs Höhere Studien (IHS), Martin Kocher, im Wirtschaftsausschuss des Nationalrats. Nachdem das zweite Quartal 2020 wirtschaftlich auf extrem niedrigem Niveau etwas besser gelaufen sei als ursprünglich erwartet, habe sich die Stimmung nun merklich eingetrübt. Für 2021 sei wieder mit einem Wachstum des realen BIP zu rechnen, den Stand von 2019 werde man aber erst frühestens 2023 erreichen.
Das BIP werde dieses Jahr um 6,7 Prozent schrumpfen, für 2021 prognostiziere das IHS dann ein Wachstum von 4,7 Prozent - ein "Rebound"-Effekt als Reaktion auf den Wirtschaftseinbruch, wie Kocher am Donnerstag sagte. Diese Einschätzung beruhe allerdings auf der Annahme, dass es zu keinem zweiten Lockdown kommt und bis Mitte 2021 eine Lösung der gesundheitlichen Problematik gefunden wird.
"Nachholbedarf bei Insolvenzen"
Bei der Arbeitslosigkeit rechnet Kocher mit einem Wert von knapp unter zehn Prozent. Der Druck auf die öffentlichen Finanzen wiederum werde in den nächsten Jahren groß bleiben. Der Umstand, dass der Schuldenstand des Bundes nicht höher als nach der Finanzkrise sei, biete aber einen gewissen Spielraum, meinte er. Klar sei überdies, dass es im kommenden Jahr einen "Nachholbedarf" bei den Insolvenzen geben werde.
Österreich schnürte eines der größten Pakete
Zu den Maßnahmen zur Bewältigung der Folgen der Covid-19-Pandemie stellte Kocher fest, Österreich habe mit 50 Milliarden Euro im europäischen Vergleich eines der größten Hilfspakete geschnürt. Das zusätzlich verfügbare Geld fließe aufgrund der bestehenden Unsicherheiten derzeit allerdings vielfach in die Sparquote. Der Konsum werde erst dann wieder zulegen, wenn sich die gesundheitliche Lage entspannt habe.
Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) teilte mit, dass die Hälfte der 50 Milliarden Euro an Covid-19-Förderungen bereits in Anspruch genommen worden sei.