Wie viel kostet Zeit? Eine eindeutige Antwort gibt es wohl nicht, doch ein Investment von Microsoft zeigt, welchen Wert Millisekunden haben können. Das Stichwort dabei ist Latenz, jener Zeitraum, der zwischen Absenden und Empfangen eines digitalen Signals vergeht. Das dauert umso länger, je weiter der Weg ist, den das Signal zurücklegen muss. Ein Umstand, den auch die modernste Übertragungstechnologie nicht ändern kann. Und in Zeiten in denen selbst die Steuerung großer Industrieanlagen in großen Rechenzentren – in der Cloud – geschieht, kann eine Zehntelsekunde einen gewaltigen Unterschied machen.
Um eben diesen Bruchteil eines Augenblicks schneller zu sein, investiert Microsoft in Österreich in den kommenden vier Jahren eine Milliarde Euro. Mehrere Rechenzentren sollen in Ostösterreich gebaut werden, die sich gegenseitig absichern – eine Rechenzentrumsregion nennt das Microsoft. Den genauen Standort verrät der Konzern allerdings nicht - aus Sicherheitsgründen. Es handle sich um die bei weitem größte Investition, die Microsoft je in Österreich gemacht habe, sagte Microsoft-Präsident Brad Smith in einer Video-Botschaft. Smith ist bei Microsoft Rechtsvorstand und die Nummer zwei hinter CEO Satya Nadella. Der Nutzen für Österreich sei beträchtlich, sagte Smith.
Datenschutz
Ein weiterer Grund für den Aufbau regionaler Rechenzentren sei auch die Nachfrage der Kunden, erklärt Microsoft-Sprecher Thomas Lutz auf Nachfrage. „Gerade kritischen Daten wollen Unternehmen auch physisch in der Nähe speichern.“
Wobei Microsoft beim Thema Datenschutz einen klaren Standpunkt vertritt. „Die Datenschutzgrundverordnung der EU gilt bei uns weltweit“, sagt die Österreich-Chefin des Konzerns, Dorothee Ritz. Die Investition in Österreich unterstreiche das. „Die Daten werden direkt in Österreich verarbeitet, unter der Kontrolle der EU.“ Wenn Behörden eines Staates, Zugang zu Daten verlangen, bedarf das einer rechtlichen Grundlage, einem Gerichtsbeschluss. Und in den USA hat Microsoft schon bewiesen, dass der Konzern nicht davor zurückschreckt, solche Forderungen gerichtlich zu bekämpfen. Das überzeugt auch Banken wie die Bawag oder Erste Group, die zu den ersten Kunden der neuen Rechenzentren gehören.
Für die Regierung ist diese Großinvestition in Zeiten von Corona eine willkommene Nachricht. Für Bundeskanzler Sebastian Kurz ist es ein Schritt in die weitere Digitalisierung Österreichs. „Wir wissen, dass unsere Wirtschaft nur wettbewerbsfähig bleiben kann, wenn wir in diesem Bereich besonders gut aufgestellt sind“, sagt der Kanzler bei der Präsentation mit Wirtschaftsministerin Margarethe Schramböck.
Roman Vilgut