Die Coronakrise hat einmal mehr unter Beweis gestellt, dass Sparen in Krisenzeiten besonders hoch im Kurs steht. Laut einer Imas-Studie aus dem Juni sind 81 Prozent der Österreicher der Meinung, dass Sparen "sehr wichtig" oder "ziemlich wichtig" ist. Der Wert ist noch höher als zur Finanzkrise 2008/09. Dementsprechend ist auch die offizielle Sparquote auf über 13 Prozent gestiegen.
Neben der gestiegenen Vorsicht in der Bevölkerung, gab es jedoch auch ein "erzwungenes" Sparen, erläutert Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Sparkasse. "Es gab keine großen Urlaubsreisen und auch Restaurants waren geschlossen. Das sind Ausgaben, die man nicht nach hinten verschieben kann." 71 Prozent der Steirer gaben in der Studie an, ein Sparbuch zu besitzen. Im Monatsschnitt legen sie heuer 271 Euro auf die hohe Kante.
Fabisch geht allerdings davon aus, dass sich die Lage schon im kommenden Jahr entspannen wird. Mit einer Impfung oder wirksamen Medikamenten werde die Zuversicht der Bevölkerung zurückkehren und die Sparquote wieder auf 7,7 Prozent sinken.
Viele neue Wertpapierdepots
Was bei der Sparkasse besonders aufgefallen ist: Am Beginn des Lockdowns wurden besonders viele Depots eröffnet und Wertpapiere gekauft. Üblicherweise gibt es im Online-Banking der Bank monatlich rund 6500 Wertpapier-Transaktionen. Im März waren es 12.768. "Viele Kunden haben die fallenden Kurse genutzt, um Aktien zu kaufen", resümiert Fabisch. Rund 3,8 Milliarden Euro haben Kunden der Steiermärkischen in Wertpapieren - großteils Fonds - veranlagt.
Rund elf Milliarden liegen auf Sparbüchern und Girokonten. Hier hofft der Bankmanager auf ein Umdenken der Kunden. "Wer kurzfristig spart, also auf ein bis drei Jahre, für den ist das Sparbuch ein gutes Produkt. Liegt das Geld allerdigns zehn Jahre am Sparbuch, ergibt sich bei derzeitigen Zinsen ein Wertverlust von rund 20 Prozent." Kunden, die ihr Geld langfristig anlegen wollen, rät er daher zum Einstieg in Wertpapiere.
Was auffällt: Obwohl der Goldkurs während der Krise stark zugelegt hat und das allgemeine Interesse an dem Edelmetall groß ist, blieb die Kundennachfrage gering. Nur drei Prozent der Steirer gaben an, während der Krise Gold gekauft zu haben. Zahlen die Fabisch bestätigen kann. "Wir sind außerhalb von Wien mit unserem Münzshop der größte Goldverkäufer."
Überbrückungsfinanzierung auf Schiene
In der Hochphase der Krise standen Banken oft im Fokus der Kritik, weil Überbrückungsfinanzierungen trotz staatlicher Garantie nicht sofort fließen konnten. "Es dauerte hier einfach einige Wochen, bis die Richtlinien klar waren. Wir müssen uns hier einfach an die Vorgaben des Staates halten", erklärt Fabisch. Inzwischen sei hier aber alles auf Schiene. Rund 300 Millionen Euro hat die Steiermärkische Sparkasse ihren Kunden als Überbrückungsfinanzierung zur Verfügung gestellt. Dazu kamen 200 Millionen an Neufinanzierungen ohne staatliche Garantie.
Auch das klassische Kreditgeschäft blieb während der Krise stabil. Abseits von Coronabedingten Ausgaben vergab die Steiermärkische 800 Millionen Euro an Krediten. Nur ein Produkt werde hier derzeit kaum nachgefragt. "Konsumkredite werden von unsere Kunden kaum in Anspruch genommen", sagt Fabisch.
Roman Vilgut