Interspar verkauft ab sofort Obst- und Gemüsekisten österreichweit via Onlineshop – und obwohl Billa und Unimarkt dies mit ihren Frischwaren bereits seit einiger Zeit tun, ist dieser Schritt bemerkenswert. Nicht nur, weil Interspar-Chef Markus Kaser von einem „Meilenstein“ spricht.
Bis jetzt hatte sich die Spar-Gruppe im Onlinehandel zurückgehalten und ließ andere das Feld beackern. Auch der Launch der Obst- und Gemüsekiste kann nur ein Zwischenschritt sein; das volle Lebensmittelsortiment bleibt online weiterhin auf Wien und Salzburg beschränkt. Bundesweit gibt es Wein, Haushaltsbedarf – und nun den Vitaminkick. Hier kooperiert Interspar übrigens mit Manfred Hohensinner und der Ich+ GmbH in Stubenberg am See. Das Unternehmen, an dem unter anderem Olympiasieger Felix Gottwald beteiligt ist, hat sich ab Juli 2018 auf den Onlinevertrieb von regionalem Obst und Gemüse spezialisiert.
Der Nachfrageschub
Dass Spar bzw. Interspar den Webshop erweitert, hat viel mit Corona zu tun. Im Lockdown schoss die Online-Nachfrage in die Höhe, auch im Lebensmittelhandel. Bei Spar um das Dreifache, wie Sprecherin Nicole Berkmann erklärt. Die Kapazitäten wurden erhöht, dennoch konnten nicht alle Anfragen bewältigt werden. „Mittlerweile sind die Zugriffe auf den Onlineshop zurückgegangen, aber noch immer auf einem höheren Niveau als vor dem Lockdown.“
Ähnlich schildert es Billa. Die Rewe-Tochter profitiert davon, ihre Onlineoffensive schon 2017 gestartet zu haben und listet aktuell 9000 österreichweit verfügbare Waren. „Während Corona hat sich die Nachfrage im E-Commerce vervielfältigt, unsere Wachstumspläne haben sich damit beschleunigt“, sagt Sprecher Paul Pöttschacher. „Wir werden stärker in den Ausbau des Vertriebs und die Erweiterung der Digitalen Services investieren.“ Konkret wird derzeit das Service Click & Collect auf 400 Filialen erstreckt.
Der Pionier aus Traun
In der Branche gilt als sicher, dass die Pandemie unsere Einkaufsgewohnheiten nachhaltig verändert hat. Das unterstreicht vor allem Dominik Leitner, Chef des Onlinevertriebes bei Unimarkt. Die Nahversorgungskette mit Sitz in Traun war 2013 Onlinepionier im Lebensmittelhandel und baute vor vier Jahren den Webshop auf das Vollsortiment mit 7000 Artikeln aus. „In den nächsten acht bis zehn Jahren werden Onlineeinkäufe massiv zunehmen“, ist Leitner nach den Erfahrungen in diesem Jahr überzeugt. „Die Kunden haben gesehen, dass es funktioniert und simpel ist“, begründet er. Unimarkt siedelte wegen des Andranges das Kommissionierlager in eine größere Halle um und verstärkte sich personell.
Onlineanteil 2,8 Prozent
Die Marktforscher von Regio Data beziffern den Onlineanteil im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel mit 2,8 Prozent, eine Verdreifachung seit 2016. Und bei 23 Milliarden Euro Ausgaben für Lebensmittel pro Jahr ist das eine Summe von 644 Millionen Euro. Trotz des spürbaren Wachstums im Netz gehen Spar, Rewe, Hofer und Lidl auf der Fläche aber nach wie vor den Weg der Expansion und Modernisierung. Die Zahl von 5700 Lebensmittelgeschäften stehen für eine im internationalen Vergleich enorm hohe Dichte.