Die Commerzialbank Mattersburg ist mit 705,5 Millionen Euro überschuldet. Aktiva von 163,4 Millionen Euro stünden Schulden von 868,9 Millionen Euro gegenüber, teilten die Masseverwalter Gerwald Holper und Michael Lentsch am Donnerstag nach der zweiten Gläubigerausschusssitzung am Landesgericht Eisenstadt mit. Pro Jahr habe die Bank im laufenden Geschäft etwa 20 Millionen Euro Verlust gemacht. Rund 40 Prozent aller Firmenkredite waren notleidend. Fast 690 Millionen Euro existieren nur auf dem Papier.
Zusätzlich zu den laufenden Verlusten seien seit 2010 insgesamt 156 Millionen Euro bar oder mit Scheck ohne Rechtsgrundlage "aus der Bank getragen" worden, so die Masseverwalter. 57 Millionen Euro konnten bisher zugeordnet werden und flossen auf verschiedene Weise an den SV Mattersburg, in die Bedienung fiktiver Kredite und an den Gastronomiebetrieb des SV Mattersburg. Von 99 Millionen Euro fehle derzeit noch jede Spur, betonten Holper und Lentsch.
Schwierige Suche nach dem Geld
Die Suche nach dem Geld gestalte sich schwierig, weil ein Großteil der Kreditakte als Handakte geführt worden sei. Für 2020 seien 177,7 Millionen Euro als fiktive Kredite geführt worden. Mit 85,5 Millionen Euro wurden Termineinlagen, mit 1,6 Millionen Euro Spareinlagen zu niedrig eingebucht. Nicht existente Anlagen bei anderen Banken wurden mit 424,4 Millionen Euro als Vermögen geführt.
Für die 373 Gläubiger, die im Insolvenzverfahren ihre Forderungen angemeldet haben, sei nach derzeitigem Stand kaum verwertbares Vermögen vorhanden, sagten Holper und Lentsch. Das liege jedoch nicht nur an den mutmaßlichen Malversationen, sondern auch am Kreditgeschäft. Fast 40 Prozent aller Geschäftskredite und damit 56 Millionen der insgesamt 141 Millionen Euro, die vergeben wurden, seien notleidende Kredite, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht einbringlich seien. Der Anteil dieser "Non-Performing Loans" betrage damit mehr als das Zehnfache des Durchschnitts aller europäischen Banken.
Gegen den Abschlussprüfer, die TPA Wirtschaftsprüfung GmbH, haben die Masseverwalter bereits eine Schadenersatzklage über 20 Millionen Euro eingebracht. Nun werde auch eine Amtshaftungsklage gegen die Republik Österreich und eine Schadenersatzklage gegen das Land Burgenland geprüft. Konkret gehe es um mögliches Fehlverhalten in der Aufsicht seit 1. Jänner 2011. Seitdem sei durch betriebliche Verluste und anderweitige Abflüsse nach derzeitigem Stand ein Schaden von 303 Millionen Euro entstanden, so Holper und Lentsch.