Angst vor einer überschießenden Inflation? Die vielen Milliarden schweren Hilfspakete weltweit haben sie wieder befeuert und Anleger unter anderem in Gold flüchten lassen. Zumindest für das laufende und das kommende Jahr entwarnt die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) aber.Nach einer Inflationsrate von 1,4 Prozent 2020 rechnet die Notenbank 2021 mit einem Anstieg auf 1,7 Prozent – was noch deutlich unter dem 2,0-Prozent-Ziel der EZB liegt. Die aktuell geringe Teuerung führt die OeNB auf den niedrigen Ölpreis und die corona-bedingte Nachfrageschwäche zurück – Effekte, die sich 2021 abschwächen werden, so die Notenbank.

Was nach 2021 kommt, lässt sich nicht sagen. „Solange die Wirtschaft nicht wieder voll zurück und die Arbeitslosigkeit hoch ist, werden wir keine hohe Inflation sehen“, erläutert Nikolaus Jilch. Der Ökonom der Agenda Austria glaubt aber an die Wirksamkeit der Maßnahmen der Zentralbanken und daran, „dass wir in zwei bis drei Jahren mit einem Anstieg der Inflationsrate zu rechnen haben“. Sollte die Teuerung dann über das 2,0-Prozent-Ziel gehen, „werden die Notenbanken das einige Zeit zulassen, ehe sie wieder steuernd eingreifen“, ist Jilch überzeugt.

Kleine Einkommen trifft es stärker

Wer zurzeit von den steigenden Preisen in Österreich wie stark betroffen ist, sah sich indes die Denkfabrik „Momentum Institut“ genauer an. Die zentrale Erkenntnis von Chefökonom Oliver Picek, der die Jahre zwischen 2016 und 2019 analysierte: „Einkommensschwache Haushalte litten unter einer überdurchschnittlichen Teuerung, während Haushalte mit hohen Einkommen unterdurchschnittlich von der Inflation betroffen waren.“

So machte dem Institut zufolge etwa Mieterinnen der starke Anstieg der Mieten zu schaffen, während Immobilienbesitzer davon naturgemäß verschont blieben. Städter spürten die Teuerung zudem „signifikant stärker“ (Picek) als Menschen am Land. „Kumuliert“ habe das Fünftel mit dem niedrigsten Einkommen zwischen 2016 und 2019 eine Inflation von sechs Prozent erlebt, während das Fünftel mit dem höchsten Einkommen laut Momentum nur mit Preissteigerungen von 4,5 Prozent zu kämpfen hatte.

Umverteilung von unten nach oben

Wie es zu diesem Ergebnis kommt? Nun, dahinter steht etwa der Befund, dass Haushalte mit niedrigerem Einkommen „tendenziell einen größeren Anteil ihres Einkommens für Güterkategorien ausgeben, in welchen die Preise stärker angestiegen sind“, heißt es vom Momentum Institut. Also etwa für Wohnen, Energie, Ernährung oder alkoholfreie Getränke. Man könne in Österreich deswegen statistisch von einem „negativen Zusammenhang zwischen Einkommen und haushaltsspezifischer Inflationsrate“ sprechen, wie Oliver Picek feststellt.

Dass geringe Einkommen von der Inflation stärker belastet sind als höhere, sei „nicht überraschend, sondern ein altbekanntes Fakt“, stellt auch Jilch von der Agenda Austria klar. „Ausgaben für Grundbedürfnisse wiegen hier schwerer und es ist den Notenbanken auch bewusst, dass dies eine umverteilende Wirkung von unten nach oben hat.“

Gedämpft werden könne dies etwa durch Direktzahlungen an die Bevölkerung, wie es sie unter dem Eindruck der Pandemie in den USA, aber auch in Österreich bereits gegeben hat (360 Euro für jedes Kind). „Solche Maßnahmen werden wir noch stärker sehen“, sagt Jilch, „auch wenn damit andererseits die Inflationsgefahr wieder steigt.“