Verhaltenes Börsendebüt für Siemens Energy: Der erste Aktienkurs für die abgespaltene Energietechnik-Sparte von Siemens ist an der Frankfurter Börse am Montag mit 22,01 Euro festgestellt worden. Damit kommt das rote Zahlen schreibende Unternehmen auf einen Börsenwert von 16 Milliarden Euro, weit weniger als die Analysten ihm im Schnitt zugetraut haben - und weniger als der Buchwert, den die Wirtschaftsprüfer für Siemens Energy bei der Abspaltung ermittelt hatten.
Allein die Beteiligung am Windanlagenbauer Siemens Gamesa - der Zukunftshoffnung bei der Energiewende - ist knapp 10 Milliarden Euro wert. Am Vormittag bröckelten Siemens-Energy-Aktien zeitweise auf weniger als 20 Euro ab
Lohnende Abspaltung
Für die Siemens-Aktionäre hat sich die Abspaltung (Spin-off) dennoch fürs erste gelohnt. Sie hatten 55 Prozent der Siemens-Energy-Aktien übers Wochenende ins Depot gebucht bekommen - je eine für zwei Siemens-Papiere. Die Aktie des Münchner Technologiekonzerns fiel am Montag nur um 2,4 Prozent auf 109 Euro. Zusammengerechnet ergibt sich für die Anteilseigner ein Kursgewinn von sechs Prozent.
Die Siemens AG konzentriert sich nach der Abspaltung der Energie-Sparte mit den verbleibenden 240.000 Mitarbeitern auf ihre margenstarken Geschäfte mit der Automatisierung von Anlagen und ganzen Fabriken, auf digitale Gebäudetechnik und auf Züge. Sie hofft damit auf höhere Renditen und Aktienkurse. An Siemens Energy behält sie 35,1 Prozent und will das Aktienpaket binnen 12 bis 18 Monaten in Richtung 25 Prozent abschmelzen. Zusammen mit der Medizintechnik-Sparte Healthineers sind nun drei Unternehmen mit dem Namen Siemens in an der Frankfurter Börse notiert.
Schwarze Zahlen nötig
Siemens Energy ist der größte "Spin-off" in Deutschland. "Als eigenständiger Konzern haben wir nun die notwendige unternehmerische Flexibilität, um die weltweite Transformation der Energiemärkte nachhaltig und wirtschaftlich erfolgreich mitzugestalten", sagte Vorstandschef Christian Bruch. Zunächst geht es aber darum, wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Mit einer starken Bilanz habe die bisherige Muttergesellschaft "hervorragende Startbedingungen geschaffen", um Siemens Energy profitabler zu machen, sagte Siemens-Finanzchef Ralf Thomas in Frankfurt.
Zuvor hatte Bayer die Töchter Lanxess und Covestro über einen "Spin-off" als eigenständige Firmen an die Börse gebracht. E.ON trennte sich auf dem gleichen Weg von Uniper, Siemens hatte die Aktien von Osram an die eigenen Aktionäre verteilt.
In Unternehmenskreisen war mit starken Kursschwankungen bei Siemens Energy in den ersten Wochen gerechnet worden. Denn nicht nur Dax-Indexfonds müssen sich von Siemens-Energy-Aktien trennen. Auch Technologie-Anleger dürften aussteigen. Insgesamt könnten 35 Prozent der Siemens-Energy-Aktien in nächster Zeit den Besitzer wechseln. Erst in zwei bis drei Monaten werde man sehen, wie das Unternehmen mit rund 91.000 Mitarbeitern wirklich bewertet werde, hieß es in Siemens-Kreisen.