Die Automatisierungstechnikerin Sandra Slavinec war einst Lagerlogistikerin, ehe sie 2010 mit Dieter Lutzmayr ein Unternehmen gründete und ab 2015 den Doculus Lumus auf den Markt brachte. Das Dokumentenprüfgerät – ein Taschenmikroskop mit Lichtfunktionen – verkaufte sich bis jetzt 10.000 Mal an Behörden (Polizei, Zoll etc.) und Ministerien in 40 Ländern der Welt, zuletzt nach Tahiti, Island, Kenia und in den Oman. Weitere Großbestellungen aus dem Ausland stehen vor dem Abschluss, sagt Slavinec, die die Geräte in Graz bauen lässt.
Mit der jüngsten Entwicklung von Charismatec, so heißt das neun Köpfe zählende Unternehmen, wendet sich Slavinec einem ganz anderen Feld zu – und kehrt gewissermaßen zu ihren Wurzeln zurück. In dreijähriger Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit dem Maschinenbauer Brunner aus Wolfau im Burgenland ein selbstfahrender Transporter für Produktionslogistik.
Ram wie der Schafsbock
Ramvos – der Name leitet sich vom englischen Wort für den Schafsbock bzw. Widder (Ram) ab – ist in seinen Abmessungen (85 Zentimeter lang, 65 breit, 42 hoch) kompakt, dafür mit viel Kraft ausgestattet. Die Nutzlast liegt bei 600 Kilogramm, in der größeren Version von 1,4 Meter Länge und 0,8 Meter Breite ist sie doppelt so groß – womit man sich (zur besseren Einordnung) in der Bandbreite von Kleinlastern bewegt.
So ist Ramvos nicht viel größer als ein Rasenmäher, aber etwa in der Lage, Fahrzeuge durch Hallen zu ziehen oder zu schieben, Unebenheiten sind dabei kein Hindernis.
Ein kurzes Video dazu gibt es hier:
Vorwärts wie rückwärts fährt er gleich schnell – bis zu zwei Meter pro Sekunde – und unterstützt so selbstständig die Verteilung jeglichen Materials bis an Produktionslinien. Die Batterie lädt über einer Ladeplatte auch im Arbeitsprozess.
Auch als Roboter
Ein neuer Ansatz sei der modulare Aufbau, mit dem Ramvos an unterschiedliche Anforderungen angepasst werden kann, betont Slavinec. So ist ein Einsatz als Transporter, als Zugfahrzeug, aber auch als mobiler Roboter mit Greifarm möglich. Der Vorteil der Modulbauweise sei, so Slavinec, dass nicht jedesmal, wenn sich der Produktionsablauf ändere, ein neues Transportsystem benötigt werde – was etwa in der Automotive-Industrie häufiger der Fall sei. „Wir können schnell auf neue Anforderungen reagieren“, sagt die Unternehmerin.
Der erste Prototyp habe sich in einer steirischen Automobilproduktion bewährt, auch der fertig entwickelte Ramvos 600 ist dort im Einsatz.
Die Hardware des autonomen Transporters stellt Brunner her, die Software steuert Charismatec bei. Slavinec spricht von den „weltbesten Technologien bei Antrieb, Batterien, Ladung, Sicherheit und Navigation“.