Wie hat Sloweniens Tourismus den Corona-Sommer bestanden?
ŽANA MARIJAN: Wie in Österreich hat Corona seine Spuren auch in Slowenien hinterlassen. Wir haben Glück wegen des Interesses österreichischer Gäste und der Slowenen selbst.
Weil Slowenien jedem Staatsbürger einen 200 Euro-Gutschein für Urlaub im Heimatland gab?
Ja, ein Viertel der Gutscheine waren bis Ende August schon eingelöst, die Voucher sind auch in der Familie übertragbar. Die Regierung gab 350 Millionen Euro aus für zwei Millionen Voucher an Erwachsene mit 200 Euro und Minderjährige mit 50 Euro. Die heimischen Übernachtungen waren im Juli um 154 Prozent höher als im letzten Jahr. Das Plus inländischer Gäste kompensiert einen Teil des 70-prozentigen Rückgangs, den es allerdings bei ausländischen Gästen gab.
Das Österreich die Grenze zu Slowenien später öffnete als zu Deutschland, löste Ärger aus?
Ja, wir hatten schon erwartet, dass man die Grenze früher öffnet, weil es ein gutes virologisches Bild bei uns gab.
Dafür hat Slowenien profitiert, als Österreich die Reisewarnung für Kroatien aussprach?
Aus Österreich hatten wir schon vorher hohe Nachfrage. Es liegt bei unseren Auslandsmärkten auch in diesem Jahr nach Deutschland und Italien an dritter Stelle. Im Juni waren 1700 österreichische Gäste in Slowenien, im Juli waren des dann 23.000, spürbar weniger als normal. Im Juli 2019 waren es rund 37.000.
Die Österreicher zog es heuer mehr ans Meer oder in die Berge?
Sie waren eher am Meer aber auch am Wocheiner See, überall, wo das Wasser ist. Die Küste mit Portoro(z) und Piran war ein Magnet, auch das So(c)atal. Biken und Outdoor waren wichtig.
Ministerpräsident Janez Janša nahm Bundeskanzler Sebastian Kurz mit auf Triglav, um für den Nationalpark zu werben.
Generell besuchen Österreicher gerne auch unsere Berge.
Wie überleben die Tourismusbetriebe die Lockdown-Ausfälle?
Der starke einheimischen Tourismus dank der Reisegutscheine hat die Betriebe gerettet. Daher waren auch die Thermen voll.
Wie sind Bedingungen für Urlauber jetzt?
Man muss in allen Restaurantbetrieben bis zum Tisch Maske tragen. In den Hotels gibt es keine Selbstbedienung an den Buffets. An den Stränden ist Abstand zwischen den Liegen vorgeschrieben. Unter dem Titel „Screen and safe“ haben wir für alle Betriebe ein großes Maßnahmenprotokoll erstellt.
Slowenien hat im Mai die Pandemie für beendet erklärt, wie ist die Lage nun?
Unter Kontrolle. Es gibt zwischen 50 und 100 Fällen im Tag.
Wie gehen Sie mit Gästen um, die aus Kroatien um?
Kroatien ist auf der roten Liste. Einreisende ohne Coronatest müssen in Quarantäne, die auf zehn Tage verkürzt wurde. Österreicher im Transit können immer durchfahren, die meisten sind vor Schulbeginn zurückgekommen.
Schon vor Corona stieg Slowenien auf grünen Tourismus um.
Wir haben mit der Strategie Slowtravel statt Massentourismus eine sehr gute Position. Die Gäste suchen noch mehr nachhaltigen, regionalen Tourismus mit Boutiquehotels, Luxus-Glamping und Ferienhäusern auch in den Bergen.
Deshalb blicken Sie optimistisch auf 2021, wenn Slowenien auch EU-Land der Kulinarik ist?
Ja, wird erwarten 2021 weitere Erholung und haben bereits gute Nachfrage auch aus Österreich. Das Thema Kulinarik mit Spitzenleuten wie Anna Roš und Janez Bratovž sollte uns noch mehr Gäste bringen.
Im Stadtbild von Laibach fehlen jetzt aber die Chinesen, Japaner, Amerikaner.
Ja, die Städte sind von Corona am meisten betroffen. Daher war das Festival Ljubljana wichtig, mit Stars wie Ana Netrebko und Jonas Kaufmann, wo auch viel österreichische Gäste kamen. Viele waren überrascht, wie gut alle Maßnahmen respektiert werden.
Als Wunde bleibt der stete Stau am Karwankentunnel.
Ich hoffe, dass der Bau der zweiten Tunnelröhre bald vollendet ist. Dass bei der Ausreise Leute zehn Stunden warten mussten, war unmenschlich und leider sehr schlimm für den Tourismus in Österreich und in Slowenien. Ich bin traurig, wir hatten die Grenze schon beseitigt und jetzt ist sie wieder da.
Was erwarten Sie im Herbst?
Wir haben einen wunderschönen Herbst an den Weinstraßen, im Karts und an der Küste mit mediterranem Wetter und hoffen, dass Österreicher, die im Sommer nicht verreisen konnten, noch zu uns kommen.
Adolf Winkler