Der Luftfahrtzulieferer FACC reduziert seine Belegschaft in Österreich drastisch von rund 3400 auf 2700. Den anfangs mitgeteilten Stellenabbau von 700 korrigierte das Unternehmen Freitagmittag auf 650 von einer Kündigung betroffene Mitarbeiter. CEO Robert Machtlinger hat in Betriebsversammlungen die Mitarbeiter informiert. Mit den Gewerkschaften GPA-djp und GBH wurde ein Sozialplan ausverhandelt.
Die durch die Pandemie in der Luftfahrtbranche ausgelöste Krise habe FACC stark unter Druck gesetzt. So hat der Flugzeugzulieferer das erste Halbjahr mit einem Umsatzeinbruch um mehr als ein Viertel und einem Verlust von 41 Mio. Euro abgeschlossen. Seit Ende März herrscht Kurzarbeit, die Ende September ausläuft.
"Unumgänglich"
Aufgrund neuer Daten würden nun Langzeitprognosen zur Entwicklung der Luftfahrtzeug-Branche vorliegen. "Die Erholung wird langsam voranschreiten und vier bis fünf Jahre in Anspruch nehmen, daher müssten 650 Mitarbeitern gekündigt werden, begründete Machtlinger die Reduzierung in der coronabedingt blockweise abgehaltenen Betriebsversammlung als unumgänglich. Daran hätten auch die Bemühungen in den letzten Monaten, "ausgelagerte Produkte in die Eigenfertigung zu integrieren, das Produktportfolio durch vertikale Integration zu erweitern und damit rund 150 Arbeitsplätze am Standort neu zu schaffen", nichts geändert. "Uns ist bewusst, dass dieser Eingriff für alle betroffenen Kolleginnen und Kollegen, aber auch für das Unternehmen schmerzhaft ist".
Gemeinsam mit den Arbeitnehmervertreten sei ein Sozialplan ausgearbeitet worden. "In den kommenden Tagen werden wir Einzelgespräche mit den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern führen. Der erarbeitete Sozialplan hat das Ziel, die negativen Folgen abzufedern und bestmöglich Unterstützung zu geben", meinten die Vertreter der Gewerkschaften Christian Burger (GBH) und Wolfgang Gerstmayer (GPA-djp) in der Betriebsversammlung.
Das FACC Management geht davon aus, dass mit 2700 Mitarbeitern und einer soliden Eigenkapitalquote von rund 40 Prozent das Unternehmen in Ried für die Zukunft "sehr gut aufgestellt" sei.
Land Oberösterreich will helfen
Als "schweren Schlag" für Mitarbeiter und das Innviertel haben Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer und Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (beide ÖVP) die Kündigung der 650 FACC-Beschäftigten bedauert. Zugleich setzen sie "Hoffnung auf die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes". So hatte erst am Donnerstag der KTM-Motorradhersteller in Mattighofen mitgeteilt, 200 Mitarbeitern zu suchen.
Insgesamt gebe es im Innviertel "aktuell fast 3000 offene Stellen", teilten Stelzer und Achleitner in einer gemeinsamen Presseaussendung Freitagmittag mit. Darüber hinaus stehe das Land Oberösterreich aber auch zur Hilfe für die betroffenen FACC-Beschäftigten bereit. Eine Möglichkeit, um die gekündigten Mitarbeiter zu unterstützen, wäre eine Stiftungslösung, so der Wirtschaftslandesrat. Mit dem 'Oberösterreich-Paket' zur Bewältigung der Corona-Krise habe das Land die finanziellen Voraussetzungen dafür geschaffen, um in Fällen wie diesen rasch helfen zu können", meinten Landeshauptmann und Landesrat.