Minus 20 Prozent – im Frühjahr, in den Anfängen der Coronakrise, sind die Zahlen der Lehranfänger in der Steiermark im Vergleich zum Vorjahreszeitraum drastisch eingebrochen. Die Sorge, dass die Wirtschaftskrise auch schnurstracks in eine Ausbildungskrise führt, war groß. AMS-Chef Karl-Heinz Snobe sagte zuletzt sehr deutlich: „Das Frühjahr ist am Lehrlingsmarkt verloren, die Möglichkeiten zur Orientierung an den Schulen fehlten, eigene Maßnahmen fanden auch nicht statt.“

Doch es gibt mittlerweile zumindest Lichtblicke. Denn mit Stichtag 31. August verzeichneten die mehr als 5000 steirischen Betriebe, die Lehrlinge ausbilden, 4171 Lehrlinge im ersten Lehrjahr. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das in der betrieblichen Ausbildung zwar noch immer einem deutlichen Minus von 6,6 Prozent. Doch die Lage habe sich zumindest gebessert. „Unser Ziel ist es, dieses Minus bis Jahresende möglichst nah der Null zu bekommen“, so Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk. „Ein Qualifizierungs-Shutdown muss unter allen Umständen vermieden werden.“

Die steirische WK hat in einer aktuellen Umfrage erhoben, wie sich die Lehrlingssituation und die Erwartungen der Betriebe derzeit darstellen. „Fast 74 Prozent der steirischen Betriebe schätzen den Fachkräftebedarf in den kommenden drei Jahren als sehr hoch oder zumindest hoch ein“, so Herk.

Generell sieht jeder vierte Ausbildungsbetrieb starke oder sehr starke Auswirkungen der Coronakrise auf die heurige Lehrlingsaufnahme, als hilfreich wird indes der Lehrlingsbonus (bis zu 2000 Euro pro betrieblichem Lehrling, Infos gibt's hier) gewertet, der aus Sicht der Betriebe aber durchaus noch höher ausfallen könnte, wie 58 Prozent der Befragten anführen. 54 Prozent geben an, dass die Krise „gar keine“ Auswirkungen auf ihre diesjährige Aufnahme neuer Lehrlinge habe.

Ausbildungsbetriebe, deren Lehrlingsaufnahme durch die Coronakrise beeinflusst wird, reduzieren ihre Lehrstellen im Schnitt aber um 38 Prozent. „Hochgerechnet könnte das für die Steiermark einen Rückgang von bis zu 900 Lehrstellen im heurigen Jahr bedeuten“, heißt es in der Auswertung.

Die Untersuchung zeigt aber – einmal mehr – auch eine paradoxe Entwicklung auf. Denn fast jeder zweite befragte Ausbildungsbetrieb (49 Prozent) hat große oder sehr große Probleme, offene Lehrstellen zu besetzen. Das habe aber nicht ausschließlich mit der Coronakrise zu tun, sondern auch mit einem generellen Bewerbermangel sowie fehlenden Einstiegsqualifikationen, wie angegeben wird. Herk: „Wir rufen alle Ausbildungsbetriebe auf, offene Lehrstellen zu melden. Gleichzeitig appellieren wir aber auch an die Jugendlichen, die vielfältigen Chancen und Möglichkeiten, die sich hier ergeben, stärker in Betracht zu ziehen.“