Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann hat sich für ein neues Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgesprochen. Nachdem die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) angekündigt hat, ihr Inflationsziel neu gestalten zu wollen, solle auch die EZB an diese Aufgabe gehen, sagte Holzmann, der auch im EZB-Rat über die Geldpolitik mitentscheidet, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) laut einem am Freitag veröffentlichten Vorabbericht.
"Japan, Großbritannien und die Vereinigten Staaten, sie alle haben jetzt ein einfaches Ziel von 2 Prozent", sagte er. Daher sollte die EZB nicht beim bisherigen Ziel bleiben. Die EZB strebt derzeit auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von unter, aber nahe zwei Prozent an.
Holzmann schlägt vor, die EZB solle gleichfalls zu einem schlichten Ziel von zwei Prozent wechseln. "Das könnte man ruhig auch symmetrisch verstehen, in dem Sinne, dass die Abweichung vom Ziel nach oben oder unten die Intensität des geldpolitischen Handelns bestimmt", sagte Holzmann dem Blatt. "Ob das dann ganz die amerikanische Variante sein muss, kann man natürlich diskutieren."
Die US-Notenbank Fed hatte unlängst ihr Inflationsziel geändert. Sie strebt jetzt nicht mehr ein Punktziel, sondern eine durchschnittliche Teuerung über einen längeren Zeitraum an. Im Ergebnis könnte dies zu einer noch lockereren Geldpolitik führen. Auch die EZB will ihre Strategie überprüfen. Der Prozess wurde jedoch durch die Coronakrise verzögert.
Diskussion über Inflationsmessung
Unbedingt solle die EZB auch darüber diskutieren, ob die Inflation richtig gemessen werde, sagte Holzmann. "Viele Bürger haben das Gefühl, dass die Inflation bei ihren täglichen Ausgaben viel höher ist, als wir offiziell ausweisen."