Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Post hat die Gewerkschaft Verdi am Donnerstag ihre Warnstreiks ausgeweitet. In elf Bundesländern hätten Beschäftigte die Arbeit niedergelegt, sagte ein Sprecher. Seinen Angaben zufolge beteiligten sich bis zum Nachmittag rund 3100 Postmitarbeiter an dem Ausstand. Am Freitag soll der Warnstreik fortgesetzt werden.

Nach Angaben der Post waren bis zum Mittag die Beförderung von etwa 1,3 Millionen Briefen und 130.000 Paketen von dem Warnstreik betroffen. Das seien 2,4 und 2,5 Prozent der Tagesmenge, sagte ein Sprecher. In den stärker von den Warnstreiks betroffenen Regionen würden die verzögerten Sendungen in den Folgetagen zugestellt.

Damit waren die Folgen des Streiks spürbarer als am Mittwoch. Am ersten Tag der Warnstreiks hatte die Post zum gleichen Zeitpunkt von rund 265.000 betroffenen Briefen und 8000 Paketen gesprochen und die Auswirkungen als "überschaubar" bezeichnet.

Lohnplus von 5,5 Prozent gefordert

Verdi hatte die Warnstreiks am Mittwoch begonnen. Die Gewerkschaft will so ihrer Forderung nach Einkommenserhöhungen für die rund 140.000 Beschäftigten der Post um 5,5 Prozent Nachdruck verleihen. Verdi begründet die Forderung unter anderem mit der guten Geschäftslage der Post. Die Gewerkschaft hatte bei den bisherigen Verhandlungen den Eindruck gewonnen, dass die Post nur Einkommensverbesserungen um 1,5 Prozent anbieten wolle. Das Unternehmen will bei der nächsten Verhandlungsrunde am 21. und 22. September ein Angebot vorlegen. Denkbar sei eine überproportionale Steigerung für die unteren Lohngruppen, hatte Personalvorstand Thomas Ogilvie gesagt.

Bestreikt wurden nach Angaben von Verdi vor allem Verteilzentren, Paketbasen und Zustellstützpunkte. Auch die Zustellung sei betroffen gewesen. Aktionen gab es in den Bundesländern Hamburg, Baden-Württemberg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Berlin.

"Versuchen, jegliche Beeinträchtigungen zu verhindern"

In Niedersachsen sollten sich nach Angaben von Verdi mindestens 1400 Mitarbeiter beteiligen und im Tagesverlauf in zwei Wellen die Arbeit niederlegen. In Hamburg sei es gelungen, die Zustellung von bis zu 16.000 Paketen zu verhindern, sagte der dortige Verdi-Fachbereichsleiter Lars-Uwe Rieck.

Ein Verdi-Sprecher in Nordrhein-Westfalen trat Befürchtungen entgegen, die Warnstreiks könnten die Rücksendung von Briefwahlstimmen bei der Kommunalwahl behindern. Verzögerungen bei der Briefzustellung seien schnell aufgeholt. Außerdem sei die Leerung der Briefkästen nicht bestreikt worden. Der Postsprecher betonte mit Blick auf die Briefwahl, man werde "versuchen, jegliche Beeinträchtigungen durch die Streiks zu verhindern". In NRW werden am Sonntag Kommunalparlamente, Bürgermeister und Landräte gewählt.