Die Coronarezession in Deutschland fällt den DIW-Ökonomen zufolge deutlich milder aus als befürchtet. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte dieses Jahr um 6,0 Prozent sinken, sagte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Donnerstag in Berlin voraus. Im Juni war es noch von einem Einbruch von 9,4 Prozent ausgegangen.
Zum Vergleich: Die Bundesregierung erwartet minus 5,8 Prozent, was immer noch die schwerste Rezession der Nachkriegszeit wäre. "Der deutschen Wirtschaft geht es den Umständen entsprechend gut", sagte DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen. Das milliardenschwere Hilfspaket der Regierung trage dazu bei, dass Europas größte Volkswirtschaft "bislang besser durch die Krise gekommen ist als befürchtet".
2021 4,1 Prozent Wachstum
Für 2021 erwartet das DIW nun ein Wachstum von 4,1 (bisher: 3,0) Prozent, für 2022 von 3,0 Prozent. Das Vorkrisenniveau dürfte allerdings erst in etwa eineinhalb Jahren erreicht werden - vorausgesetzt, eine neue Infektionswelle und Einschränkungen bleiben aus. "Jetzt zu denken, die Krise sei schnell ausgestanden, wäre aber falsch", sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher. "Wir müssen uns eingestehen, dass es Rückschläge geben kann und wird." Dazu zählten ein Anstieg von Firmenpleiten und höhere Arbeitslosigkeit. Allein in diesem Jahr dürfte es eine halbe Million Erwerbslose mehr geben.
"Jetzt Debatten um die Schuldenbremse oder eine baldige Beendigung der Unterstützung für Arbeitnehmer und Unternehmen zu führen wäre falsch, da dies viel Vertrauen zerstört", sagte Fratzscher. Gleichzeitig dürften diese Maßnahmen jedoch den Strukturwandel - etwa in Bezug auf Klimaschutz und Digitalisierung oder auch in der Autobranche - nicht blockieren.
Konsum als Stütze, Export schwach
Abgefedert werden dürfte die Rezession vor allem vom privaten Konsum, der laut DIW im Jahresverlauf deutlich zulegen könnte. "Die Kurzarbeit geht allmählich zurück, auch deshalb steigen die verfügbaren Einkommen." Der Konsum werde zudem von der temporären Mehrwertsteuersenkung und der niedrigen Inflation gestützt. "Zudem haben viele Haushalte während der Pandemie Geld auf die hohe Kante gelegt, das sie nach und nach ausgeben können."
Die Exporte dürften hingegen als Konjunkturmotor vorerst ausfallen. "Bei zahlreichen wichtigen Handelspartnern – etwa in den USA, aber auch in europäischen Nachbarländern – wurden Wirtschaft und Arbeitsmärkte weitaus stärker in Mitleidenschaft gezogen als hierzulande", so das DIW. "Ausgerechnet die deutschen Exportschlager wie Maschinen und Fahrzeuge werden wohl längere Zeit nur recht verhalten nachgefragt werden."