Auf den ersten Blick sind die Neuzulassungszahlen der Statistik Austria „echt grauslich“, wie es Klaus Edelsbrunner, Obmann des Fahrzeughandels in der Wirtschaftskammer, sieht. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Zahlen um mehr als 30 Prozent auf 20.906 neu zugelassene Pkw eingebrochen. Der zahlenmäßige Absturz erfolgte dabei breitflächig – die zehn beliebtesten Automarken der Österreicher verzeichneten allesamt zweistellige Rückgänge, zwischen 11,7 und 41,3 Prozent.
Lange Lieferzeiten - teilweise bis Weihnachten
Auf den zweiten Blick relativiert sich dieser rasante Rutsch nach unten aber zumindest etwas. Edelsbrunner berichtet von einer an sich guten Auftragslage, „die Frequenz in den Autohäusern stimmt, auch die Verkaufsabschlüsse passen“. Doch die Lieferzeiten seien derzeit enorm, mitunter müssen Neuwagenkäufer bis Weihnachten auf ihr Auto warten.
Vielfach seien die Werkskapazitäten und die Lieferketten noch nicht zurück auf dem Vor-Corona-Niveau, die Sicherheitsbestimmungen im Grenzverkehr würden zum Teil auch zu Problemen bei der Verfügbarkeit von Lkw-Fahrern für den Auto- und Ersatzteiletransport führen.
„Markenbetriebe mit abgeschlossenen Werkstätten berichten derzeit aber von einer guten Auslastung und zufriedenstellender Geschäftslage“, so Edelsbrunner. Dass sich die durch den Lockdown verloren gegangenen starken Verkaufsmonate nicht mehr aufholen lassen, sei aber auch klar. Insgesamt sei über das Jahr gesehen mit einem Minus bei den Neuzulassungen von rund 20 Prozent zu rechnen.
"Hohe Umsätze, aber auch sehr geringe Margen"
Unter den rund 14.000 Autohandelsbetrieben in Österreich geht die Sorge vor einem Händlersterben um. „Es ist schon damit zu rechnen, dass es im Herbst und Frühjahr einige Händler erwischen wird. Die Sorgen sind da schon beträchtlich“, so Edelsbrunner. Das habe damit zu tun, dass viele Betriebe Steuerstundungen in Anspruch genommen haben, „die müssen aber eben auch zurückgezahlt werden“. Da sich die Branche zwar „durch hohe Umsätze, aber auch sehr geringe Margen“ auszeichne, werde das für einige zu einer sehr großen Herausforderung. „Über alle 14.000 Betriebe hinweg liegt der Gewinn vor Steuern gerade einmal zwischen 0,5 und einem Prozent des Umsatzes, wir sagen immer wieder etwas überspitzt, dass da manchem Würstelstand mehr Geld übrig bleibt als Autohändlern“, sagt Edelsbrunner.