In der steirischen Wirtschaft sorgt die Coronakrise bekanntlich für zahlreiche Hiobsbotschaften. Trotz des konjunkturellen Gegenwinds und der vielen Herausforderungen sorgen Unternehmen mit bemerkenswerten Investitionen in ihre Standorte für Aufsehen. So eröffnet die Energie Steiermark am heutigen Dienstag ihren – um zehn Millionen Euro errichteten – E-Campus, das nach eigenen Angaben modernste Qualifikationszentrum Österreichs. Die Admonter Holzindustrie präsentiert, ebenfalls am heutigen Dienstag, umfassende Investitionspläne, in ein Standort- und Technologie-Upgrade sollen 25,5 Millionen Euro fließen.
Bereits in letzten Jahren 100 Millionen Euro investiert
Ein millionenschweres Standortbekenntnis gibt unterdessen auch der Papier- und Zellstoffhersteller Sappi in Gratkorn ab. Konkret wird der Kraftwerkskessel 11, der die beiden Papiermaschinen im Werk mit Strom und Dampf versorgt, modernisiert und auf nachhaltige Brennstoffe umgerüstet. Mit diesem Umbau gehe am Standort auch der „komplette Ausstieg aus der Kohle“ einher, wie betont wird. „Künftig werden Biomasse und übergangsweise Erdgas als Hauptbrennstoffe im Kessel 11 eingesetzt“, so Werksdirektor Max Oberhumer. „Mit dieser Großinvestition können wir durch den Einsatz hochmoderner Technologien einen weiteren wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten und unseren CO2-Ausstoß um rund 30 Prozent reduzieren.“ Ziel sei es, „eine weitgehend CO2-neutrale Dampf- und Strombereitstellung“ zu gewährleisten. Das Investitionsvolumen erreicht mit 35 Millionen Euro ein beachtliches Niveau, zumal Sappi in jüngerer Vergangenheit wiederholt sehr viel Geld in Gratkorn in die Hand genommen hat, u. a. 30 Millionen Euro für die Aufrüstung der Papiermaschine „PM 9“ – das Projekt wurde Anfang des Vorjahres erfolgreich realisiert. Zuvor wurden bereits 30 Millionen Euro in den Laugenkessel sowie 40 Millionen in die „PM11“ investiert. „Über die letzten Jahre kommen wir bei den Großinvestitionen auf rund 100 Millionen Euro“, so Oberhumer.
Die nun fixierte Großinvestition sei ein „klares Bekenntnis zum Standort Gratkorn und zeigt, dass selbst in Zeiten von Covid-19 der Klima- und Umweltschutz in der Papierindustrie weiterhin eine sehr hohe Priorität hat“. Das sei auch als „Kompliment für den Standort Gratkorn zu verstehen“, sagt Oberhumer. Der Umbau werde voraussichtlich Ende 2021 abgeschlossen sein.
Im Kessel, der aus dem Jahr 1986 stammt, ist es durch Modernisierung und Aufrüstung möglich, beide Brennstoffe, also Erdgas und Biomasse, in einem variablen Mischverhältnis zu verfeuern. Klares Ziel sei es, den Biomasseanteil sukzessive zu erhöhen und letztlich – nach einem zweiten Investitionsschritt – nur noch Biobrennstoffe zu nutzen, wenn die entsprechende Verfügbarkeit gewährleistet ist, so Oberhumer.
In der Vorwoche haben 20 neue Lehrlinge begonnen
Gratkorn ist innerhalb von Sappi Europe der größte Produktionsstandort und stellt hochwertiges, holzfrei gestrichenes Papier für den Druck- und Schreibwarenmarkt her. Durch sukzessive Investitionen in den vergangenen Jahren werde in der Steiermark „eine der größten und modernsten Produktionslinien für gestrichenes Feinpapier in der Welt“ betrieben. Die aktuelle Geschäftslage sei vor dem Hintergrund der Coronakrise durchaus herausfordernd gewesen, betont Oberhumer, „die Nachfrage war rückläufig, jetzt entwickelt sie sich aber wieder in die richtige Richtung“. Die Perspektive sei daher positiv, die Mitarbeiterzahl mit rund 1250 in Gratkorn stabil.
Von zentraler Bedeutung sei weiterhin die Lehrlingsausbildung, „man kann nicht oft genug betonen, dass das die gut ausgebildeten Fachkräfte der Zukunft sind, die wir dringend benötigen“, sagt Oberhumer. In der Vorwoche haben 20 neue Lehrlinge in Gratkorn mit ihrer Ausbildung begonnen, über alle Jahrgänge hinweg zähle Sappi in Gratkorn 65 Lehrlinge.
Hoffen auf weitere Impulse durch Investitionsprämie
Auch die Anfang September gestartete Investitionsprämie des Bundes, die über die Förderbank aws abgewickelt wird, soll ihren Beitrag zu einem Aufhellen des Investitionsklimas im Land leisten. Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl hat zuletzt bei der Tagung der österreichischen Wirtschaftsreferenten mit Ministerin Margarete Schramböck ihre Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass möglichst viele steirische Betriebe davon Gebrauch machen. Aktuell wurden bereits 665 Anträge aus der Steiermark registriert, wurde gestern auf Anfrage mitgeteilt.