Der Trend zu Bio-Produkten ist in der Krise weitergegangen. Bei den mit Obst und Gemüse gefüllten Biokistln gab in der Zeit des Lockdowns und danach einen regelrechten Ansturm. Die Agrarmarkt Austria (AMA) und Bio Austria erwarten aber, dass sich die durch die Coronavirus-Pandemie ausgelösten Konsumveränderungen mit der Zeit wieder normalisieren werden.
Das Wachstum werde sich abflachen, aber vielleicht auf einem höheren Niveau einpendeln, sagte die Obfrau von Bio Austria, Gertraud Grabmann. Bei den Biokistln würden viele neue Abos beibehalten. Der Ansturm bei den Kistln, die vor die Haustür zugestellt werden, habe teilweise sogar zu einem Aufnahmestopp für Neukunden geführt, schilderte Grabmann.
"Wir sehen organisches Wachstum im doppelten Sinn", sagte AMA-Geschäftsführer Michael Blass in der Pressekonferenz am Montag. Die Konsumentinnen und Konsumenten hätten sich in der Krise mehr denn je mit dem inneren Wert von Lebensmitteln beschäftigt. Im Juni hat der Bio-Anteil beim Supermarkteinkauf erstmals die 10-Prozent-Marke geknackt. Im Schnitt sind im ersten Halbjahr pro Haushalt fast 100 Euro für Bio-Lebensmittel ausgegeben worden.
Höchster Anteil bei Milch und Eiern
Die höchsten Bio-Anteile gibt es bei Milch und Eiern. Deutlich geringer ist der Anteil bei Fleisch und Wurst, hier greifen die Österreicherinnen und Österreicher häufig zu Nicht-Bio-Produkten. Wie Blass erklärte, liegt das daran, dass der Preisunterschied zwischen Bio und Nicht-Bio hier größer ist. Die biologische Fleischproduktion sei nämlich deutlich teurer als die herkömmliche.
Bei Eiern ist der Bio-Anteil im Frühling merkbar gesunken. Zu erklären ist das mit dem Corona-Lockdown. Weil viele zuhause gekocht und gebacken haben, seien Bio-Eier zeitweise einfach nicht mehr verfügbar gewesen. So fiel der Bio-Anteil von Februar auf März von 21 auf 17 Prozent. Nach 16 Prozent im April stieg der Anteil im Mai wieder auf 21 Prozent und im Juni auf 25 Prozent.
Marktpotenzial sehen AMA und Bio Austria noch bei Großküchen, Kantinen und in der Gastronomie, hier sei der Bio-Anteil noch niedriger. Auch im Supermarkt sei es bei einigen Produkten so, dass sie zwar bio, aber nicht regional sind. So würden Bio-Rohstoffe wie etwa Dinkel aus dem Ausland importiert, obwohl sie auch in Österreich angebaut würden.
Die Nachfrage nach biologisch produzierten Lebensmitteln ist in Österreich seit Jahren steigend. In der Direktvermarktung, etwa bei Hofläden oder Bauernmärkten, habe die Coronakrise den Trend verstärkt. Insgesamt stieg der Biomarkt im ersten Halbjahr 2020 mengenmäßig um 14,4 und wertmäßig um 19,7 Prozent, wie aus den Marktforschungsdaten der AMA hervorgeht. Die rollierende Agrarmarktanalyse RollAMA gibt es seit 1994, aktuell zeichnen 2.800 Haushalte ihre Einkäufe auf.