Mit Demut nehmen Kärntens Touristiker die nun ausgezählte Gäste-Statistik für den „Corona-Monat“ Juli zur Kenntnis, der für Kärnten ein hauchdünnes Nächtigungsplus gegenüber dem Juli 2019 ausweist: 0,1 Prozent.
2,7 Millionen Übernachtungen wurden kärntenweit im Juli gemeldet. 537.641 Ankünfte wurden gezählt. Ein Minus von sieben Prozent, das offenbar überkompensiert wurde dadurch, dass die Gäste länger geblieben sind. „40 Prozent der Kärntnern-Urlauber im Juli waren neue Gäste“, weiß Kärnten Werbung-Chef Christian Kresse. Mehr als 50 Prozent der Nächtigungen entfielen auf Österreicher. Zum Vergleich: Im vorigen Juli waren es 37 Prozent gewesen. Ausländische Herkunftsmärkte für Kärnten brachen wegen der Reisebeschränkungen ein: Deutschland um acht Prozent, die Niederlande um 27 Prozent, Tschechien um 30 Prozent, Italien um 64 Prozent und die Schweiz inklusive Liechtenstein um 7,7 Prozent.
"Juli ist nur eine Momentaufnahme"
Jubel, Trubel, Heiterkeit? Keineswegs. „Der Juli ist eine bloße Momentbetrachtung“, sagt Kresse. Abgerechnet werde dieser „außergewöhnlichste Tourismussommer der letzten Jahrzehnte“ erst Ende Oktober, wiewohl es für den August „ganz gut“ aussehe. Das beträchtliche Minus in der Vorsaison konnte der schöne Juli nicht aufholen. Für Mai bis Juli wurden insgesamt 3,8 Millionen Übernachtungen registriert: ein Minus von 25 Prozent. Und 814.500 Ankünfte gezählt: ein Minus von fast 35 Prozent.
Sehnsucht nach Urlaub am Wasser
Nun gilt es, eine Chance aus den „geliehenen Gästen“ zu ziehen, sagt der Chef des Wörthersee Tourismus, Roland Sint. „Die Sehnsucht der Menschen nach einem Urlaub am Wasser ist sichtlich gegeben. Wir hoffen, dass der Wörthersee bzw. ganz Kärnten in diesem Sommer relevant geworden ist für den Haupturlaub. In den letzten Jahren wurde Kärnten oft einfach als Stop over auf der Rückfahrt mitgenommen“, so Sint. Die Seen haben im Juli etwas besser abgeschnitten und auch Wanderregionen waren gut gebucht. Der Urlaubstourismus hat sich sogar nach Klagenfurt und Villach verlagert, die freilich trotzdem Einbußen hinnehmen müssen wegen des fehlenden Geschäftsverkehrs, der gestrichenen Kongresse. Kresse nimmt wahr, dass dass die Kärntner Küche ein wesentliches Zugpferd war.
Die Hoffnung ist, dass die Corona-Disziplin hoch und die Infektionszahlen niedrig bleiben wie bisher, denn die Urlauber schauen darauf. Die Corona-Info-Seite ist auf der Homepage der Kärnten Werbung in diesem Sommer die meistgelesene. Der Slogan „Sicherer Süden“ hat gut gepasst.
Bleibt noch die Frage nach der Wertschöpfung, die in diesem Jahr leidet. „Die Betriebe haben einen großen finanziellen Mehraufwand“, berichtet Georg Overs, Chef des Villach Tourismus. „Mein Ziel und meine Hoffnung ist es, möglichst viele Kärntner Tourismusbetriebe wirtschaftlich sicher ins neue Jahr zu bringen“, sagt Kresse. Denn: „Es geht weiter.“